Spielen mit Vibrationshintergrund

Shermin Langhoff, Intendantin des Ballhaus Naunynstraße, über das Theaterfestival »Almanci!«

Keine Liebeshochzeit, immerhin auch keine Zwangsheirat, eher eine Vernunftehe sei die Beziehung zwischen eingewanderten Türken und deren Nachfahren und den schon etwas länger angestammten Deutschen, meint Shermin Langhoff. Die Chefin des postmigrantischen Theaters Ballhaus Naunynstraße beginnt das letzte Jahr ihrer Kreuzberger Ägide – sie wechselt zum Ende der Spielzeit zu den Wiener Festwochen – mit dem Festival »Almanci! 50 Jahre Scheinehe», das ab 31. August auf 50 Jahre Arbeitsmigration aus der Türkei zurückblickt. Mit SHERMIN LANGHOFF sprach TOM MUSTROPH.

ND: »Almanci«, was direkt ins Deutsche übertragen »Deutschländer« bedeutet, ist eine negativ konnotierte Bezeichnung der in der Türkei gebliebenen Türken für ihre nach Deutschland ausgewanderten Landsleute. Wollen Sie, analog zu »black is beautiful«, den abwertenden Begriff ins Positive wenden?
Langhoff: Das wäre schön, wenn uns das gelänge. Zuallererst wollen wir aber einen Dialog auf Augenhöhe herstellen. Das ist ein durchaus schmerzhafter Prozess. Denn noch immer, auch uns als dritte und vierte Generation betreffend, dominiert ein Klischeebild von uns die Medien. Es gibt, obwohl sich viel geändert hat, weiter eine Fortschreibung der alten Klischees. Das begegnet uns auch im Theater selbst. Und weil wir gemerkt haben, dass wir von außen konstruiert werden, fangen wir nun an, uns selbst zu konstruieren.

Was beinhaltet das Klischee des »Deutschländers« eigentlich genau?
Es ist ein Zerrbild, das auch schon einige Risse bekommen hat, w...


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