Wikileaks macht »Guardian« schwere Vorwürfe

Über 250 000 US-Diplomatendepeschen unredigiert und mit Namen von Informanten im Internet

  • Lesedauer: 1 Min.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat einen Journalisten der britischen Zeitung »Guardian« dafür verantwortlich gemacht, dass offenbar mehr als 250 000 US-Diplomatendepeschen unredigiert und mit Namen von Informanten im Netz zu finden sind.

London (AFP/ND). Der Journalist habe in einem Buch über Wikileaks Passwörter veröffentlicht, die einen Zugang zum Archiv mit allen unbearbeiteten Depeschen erlauben, erklärte Wikileaks am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Es handele sich um einen »bislang unentdeckten Akt grober Fahrlässigkeit oder Bosheit« und um einen Verstoß gegen eine mit dem »Guardian«-Chefredakteur Alan Rusbridger unterzeichnete Sicherheitsvereinbarung. Wikileaks erklärte, mit dem US-Außenministerium in Kontakt zu stehen und erste rechtliche Schritte unternommen zu haben. Das US-Außenministerium hatte Wikileaks am Dienstag vorgeworfen, Menschenleben zu gefährden.

Wikileaks hatte im November 2010 damit begonnen, die der Plattform zugespielten US-Diplomatendepeschen zu veröffentlichen und dabei auch mit mehreren Zeitungen und Zeitschriften, etwa dem »Guardian« und in Deutschland dem »Spiegel«, zusammengearbeitet, die exklusiven Zugang zu den Dokumenten erhielten. Die Namen der in den Depeschen genannten Informanten sollten allerdings geschwärzt werden, um diese keiner Gefahr auszusetzen. Im Internet sind inzwischen aber Depeschen zu finden, in denen Namen von Einzelpersonen und Firmen trotz des Vermerks »Protect source« (Quelle schützen) nicht unkenntlich gemacht wurden.

Der »Guardian« wies die Vorwürfe von Wikileaks umgehend zurück. In besagtem Buch seien keine Angaben darüber gemacht worden, wo die Dokumente zu finden seien.

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