Erziehung zum Respekt vor Radfahrern

Moskau hat seinen ersten Radweg, doch der wird als illegaler Parkplatz genutzt

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

»Wir wollten das Beste und heraus kam dabei das übliche.« Das inzwischen geflügelte Wort von Expremier Wiktor Tschernomyrdin, der im November verstarb, gilt auch für Moskaus ersten Radweg, der letzte Woche – pünktlich zum Stadtjubiläum – seiner Bestimmung übergeben wurde. Theoretisch jedenfalls. Praktisch ist die mehrere Kilometer lange Trasse im Südwesten der russischen Hauptstadt das, was sie auch bisher war: ein illegaler Parkplatz für Anlieger.

Zwar hatten die Stadtplaner fast alles richtig gemacht: Den zum Radweg bestimmten Teil der Fahrbahn mit grüner Farbe markiert, runde blaue Schilder mit dem Fahrradsymbol aufgestellt und dieses mit weiß in regelmäßigen Abständen auch noch auf den Weg gemalt. Nur bei der Wahl des Tatorts für den Großfeldversuch lagen sie total daneben. Denn der Radweg wurde auf dem sogenannten »Double« des Wernadski-Prosepkts eingerichtet. Mit Double sind in Moskau Straßen gemeint, die parallel zur eigentlichen Fahrbahn verlaufen, damit der Verkehr auf ihnen fließen kann, wenn die Straße selbst für die Konvois von Spitzenpolitikern gesperrt wird. Ist sie frei, parken Anlieger auf dem Double ihre Autos.

Verkehrspolizisten sehen daher zur Zeit ihre vorrangigste Aufgabe darin, die Moskowiter umzuerziehen und...


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