Schneekoppe in Sicht

In den Rauener Bergen entstand ein Aussichtsturm

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburg: Schneekoppe in Sicht

Eine schmale Straße schlängelt sich vom Ortsrand von Rauen hinauf in die Rauener Berge. Um die Landschaft zu schützen, gehört der Weg allein den Forstleuten und Wanderern. Private Spritztouren mit dem Auto sind hier nicht gestattet. Fast oben angekommen, sind rechter Hand die beiden berühmten Markgrafensteine nicht zu übersehen, von denen der augenscheinlich große Granitfelsen der kleine genannt wird und der kleine der große. Denn 1827 wurde auf königlichen Befehl und nach Vorstellungen Schinkels der große Brocken dreigeteilt. Das mittlere Stück formte man zu einer riesigen Schale, die seit 1834 im Berliner Lustgarten zu betrachten ist. Ein Schild des Forstamtes weist auf die Geschichte der Steine hin.

Nach wenigen hundert Schritten gelangt man – vorüber an einer umzäunten Antennenanlage – zum Areal des neuen Aussichtsturms. Aus 46 Tonnen Stahl hat eine Firma das Gerüst geformt und fest in Beton verankert. Der alte hölzerne Turm sei vor vielen Jahren wegen Altersschwäche abgerissen worden, sagt Hans-Joachim Schröder, Amtsvorsteher in Spreenhagen. Zudem hatten die Bäume die Plattform überwuchert, so dass die Gipfel die Sicht verdeckten.

Ursprünglich wollte man den neuen Turm auf einer 300 Meter entfernten Anhöhe errichten. Das Bergbauamt machte aber in unmittelbarer Nähe einen Hohlraum aus, der offenbar entstanden war, als in den Rauener Bergen einst noch Braunkohle gefördert wurde. Unter gewissen Umständen wäre damit zu rechnen gewesen, dass die Stahlkonstruktion irgendwann in der Schräge gestanden hätte. Und einen schiefen Turm von Rauen – den wollte man freilich nicht. So entschied man sich für jene näher an den Markgrafensteinen befindlichen Anhöhe.

Morgen soll bei einem kleinen Festakt im Walde der Turm seine Weihe bekommen. Der Bau kostete rund 434 000 Euro. Die EU steuert etwa 205 000 Euro bei, das Land Brandenburg gab 106 000 Euro. Reichlich 122 000 Euro brachte die Gemeinde Spreenhagen auf. Rauen gehört zu dieser Gemeinde. Engagiert hat sich auch ein Turmförderverein.

Nun steht also der knapp 40 Meter hohe Turm samt einer Antenne für den Digitalfunk der Polizei und einer Kamera, mit deren Hilfe Waldbrände frühzeitig entdeckt werden sollen. Von der Aussichtsplattform soll man aus fast 200 Metern über Normalnull bei klarer Sicht über den Scharmützelsee, nach Frankfurt (Oder) und bis zum Berliner Fernsehturm schauen können. Es wird sogar behauptet, dass ein Blick bis zur Schneekoppe im Riesengebirge möglich sei. Nachprüfen ließ sich das bislang nicht, weil der Zugang noch geschlossen ist. Von dem Moment an jedoch, an dem das Band zerschnitten wird, darf man bis zum Sonntag kostenlos auf den Turm. Später gelangt man nur noch durch eine Drehtür auf die 200-stufige Treppe. Besucher müssen dann einen Euro entrichten.

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