Bonaparte auf dem Lande

Aggressiv »unpolitisch«: Im märkischen Zossen fliegen die Fetzen um Bürgermeisterin Michaela Schreiber

  • Velten Schäfer, Zossen
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Erfolgsmodell Anti-Parteien-Politik: Im Osten ensteht ein neuer Typ von Bürgermeistern, die »Deals machen« statt Debatten zu führen. Dabei bewegen sie sich auf einem schmalen Grat zwischen lokaler Wirtschaftsförderung und illegaler Vetternwirtschaft. Ein Beispiel aus Brandenburg.

Jörg Wanke, Gründer einer Bürgerinitiative gegen Korruption, bei einer Straßenversammlung
Jörg Wanke, Gründer einer Bürgerinitiative gegen Korruption, bei einer Straßenversammlung

Die Stimmung auf dem Marktplatz in Zossen ist, nun ja, etwas aufgeheizt an diesem milden Frühherbstnachmittag. Linker Hand, vor dem Klinker-Rathaus der 18 000-Einwohner-Stadt im Berliner Speckgürtel, baut sich gerade die Kundgebung einer Bürgerinitiative gegen die Bürgermeisterin auf, »Gegen Korruption und Intransparenz« und »für Pressefreiheit in Zossen« steht auf Plakaten. Rechter Hand, nur 50 Meter über die Straße, formiert sich eine Gegenkundgebung. Auch auf ihren Transparenten stehen harte Vorwürfe, allerdings unter umgedrehtem Vorzeichen: »Gegen rot-roten Filz« wird hier mobil gemacht. Und dann marschiert die Bürgermeisterin Michaela Schreiber mitsamt ihren Unterstützern kurzerhand über die Straße, um mit den mitgebrachten Transparenten ihre Kritiker zu umstellen. Schließlich sind Fernsehteams angereist.

Eine Kultur der »Deals«

In Zossen war Bürgermeisterwahl am vergangenen Sonntag. Zwei Kandidaten gab es: Michaela Schreiber,...


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