Proteste

Zeitschriftenblick: Arbeiter im »JahrBuch«

  • Andreas Diers
  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerpunkt der zweiten Ausgabe 2011 des »JahrBuches für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung« 2011 bilden Bilanz und Perspektiven der Geschichtsschreibung über den Arbeiterwiderstand global. Hyun Back Chung in Seoul berichtet über das tragische Schicksal von Chun tae-il, der sich 22-jährig 1970 aus Protest gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in Südkorea selber verbrannt hat. Die Dozentin an der Sungkyunkwan University verweist auch auf die heute keineswegs bessere Situation.

Günter Benser berichtet über den Protest ostdeutscher Betriebe nach 1990 gegen die Treuhand. Dass die »Geschichte der Arbeiterbewegung« auch gegenwärtig leider immer noch wesentlich unter parteipolitischen Prämissen behandelt wird, beklagt Ulla Plener, der die JahrBuch-Edition maßgeblich zu danken ist.

Von besonderem Interesse dürfte auch der Beitrag von Günther Rosenfeld über die deutsch-sowjetischen Beziehungen nach dem Machtantritt der Nazis in Deutschland sein. Sowohl die Führung der UdSSR als auch die verantwortlichen Personen im Auswärtigen Amt, die bis dahin die Politik zwischen den beiden Staaten im Sinne der Verträge von Rapallo und Berlin mitgestalteten, hätten nicht sofort erkannt, dass mit Hitlers Kanzlerschaft sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern grundsätzlich verändern würden. Faktisch ergänzend hierzu bietet Svetlana Bartels einen umfangreichen und beeindruckenden Brief ihres Vaters Bernhard Bartels, den dieser im April 1934 aus Moskau an seinen in Hamburg lebenden Bruder geschrieben hat. Er zeigt zum einen, wie gut informiert man 1934 in Moskau über die Entwicklungen in Deutschland gewesen ist. Zum anderen zeugt der Brief von der unerschütterlichen Überzeugung eines in der Sowjetunion lebenden deutschen Kommunisten, der trotz Treue zur Partei Ende 1937 Opfer des stalinistischen Terrors wurde. Empfohlen zur Lektüre sei ebenso der informative Aufsatz von Mario Keßler über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die seiner Ansicht nach mehr als nur Propagandaspektakel waren.

JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung 2011/II, 10 € ; Bezug über Redaktion JahrBuch, Weydingerstr. 14-16, 10178 Berlin, redaktion@jahrbuch-arbeiterbewegung.de

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