Asche und Tasche

Moral eingescharrt

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 2 Min.

Geld macht den jeweiligen Besitzer glücklich, sei es nun Kopfgeld, Schweigegeld, Preisgeld. Ausgenommen vielleicht Fersengeld. Oder das Versengeld!, werfen die von der Buchmesse heimgekehrten Dichter jetzt kalauernd ein. Kurzum: Wo Geld verweigert wird, wächst Unglück.

So mag es zwar unangenehm und sogar von beträchtlicher Misslichkeit sein, dass der Tod uns das Leben nimmt - schlimmer jedoch ist, dass mehr und mehr Leuten das Geld fehlt, um gestorbene Verwandte zu begraben. Alarmierend wurde in diesen Tagen gemeldet, es steige die Zahl derer, die quasi von öffentlicher Hand zur letzten Ruhe gebettet werden müssen. Vor allem in Städten wächst rapide die Zahl der »Zwangsbeisetzungen«.

Das ist also die letzte Rache in verstrittenen Familien: kein Geld auszugeben für ungeliebte Angehörige, selbst wenn die tot und die Konflikte also vorbei sind. Der letzte bürgerliche Standes-Akt: kein privater Kostenaufwand für obdachlose Leichen - Abschiebung an die Kommune. Das von Versicherungen gestrichene Sterbegeld öffnet zusätzlich die Gruft für sehr lebendige Gespenster: den Egoismus und die Unbarmherzigkeit. Es zählt nur, was sich rechnet. Wie? Letzte Ruhe? Lasst uns damit in Ruhe! Man liege uns nicht mit Asche auf der Tasche! Gern reden Politiker davon, man solle doch bitte die höheren Werte für bare Münze nehmen. Die bare Münze wird zuerst genommen - und sorgsam umkrallt, wenn's um Ausgaben für die Nächstenliebe geht.

Grabeskälte geht am wenigsten von den Gräbern aus.

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