Aus der Kirche auf den Trödel

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(dpa). Die Kirchen in der Bundeshauptstadt machen es Dieben schwer: Viele sind nur zu Gottesdiensten offen, in anderen passen Aufseher auf, dass nichts Unrechtes geschieht. Wertvolles Inventar, das wenig gottesfürchtige Langfinger problemlos in Rucksäcken oder Taschen verstauen könnten, wird meist weggeschlossen, wenn es keine Aufsicht gibt. Die Taktik ist offensichtlich effektiv: Einer dpa-Umfrage zufolge kommt es kaum zu Diebstählen in den 174 katholischen und 400 evangelischen Kirchen Berlins.

»Wir haben gar nicht so viel, wir sind nicht so reich bestückt«, sagte Christine Goetz, Kunstbeauftragte des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin. Sie sei seit 1995 im Amt und erinnere sich vor allem an zwei Einbrüche in Sakristeien. »Da wussten die Täter aber, wo etwas zu holen ist. Die Sachen lagen nicht offen herum.« Doch zumindest ein Diebstahl in einem Berliner Gotteshaus sei ihr noch in genauer Erinnerung: Aus einer Wilmersdorfer Kirche sei einmal eine sehr wertvolle Bronzefigur entwendet worden. Wann das war, weiß Goetz aber auch nicht mehr.

An diesem Beispiel zeige sich, worum es den Dieben in vielen Fällen gehe: um das Material. »Die Figur wurde damals richtig brutal weggestemmt«, erzählte Goetz. Sie sei vermutlich eingeschmolzen worden. Auch auf Friedhöfen werde hin und wieder Metall gestohlen, etwa verschnörkelte Eisenzäune. Diese Zäune seien aber nicht wertvoll, es sei denn, man verarbeite den Rohstoff. Goetz sagte aber auch, dass sie nicht von jedem Diebstahl erfahre.

»Wir erfahren nur von Einbruchsdiebstählen, weil nur die von der Versicherung abgedeckt sind«, erläuterte auch Pfarrer Volker Jastrzembski, Sprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. »Ich weiß von einer Handvoll Diebstählen pro Jahr«, sagte Jastrzembski. Zu den gestohlenen Gegenständen zählten Bibeln, Abendmahlskelche und Bilder. »Diese Dinge haben einen hohen ideellen Wert. Sie tauchen womöglich auf Trödelmärkten wieder auf.« Eher als in Kirchen stiegen Diebe aber in Gemeindebüros ein und ließen dort etwa Computer mitgehen.

Goetz und Jastrzembski betonten, dass die Kirchen außerhalb der Gottesdienste vielfach geschlossen seien. Touristisch bedeutsame Kirchen wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Charlottenburg oder der Berliner Dom seien zwar geöffnet, sagte Jastrzembski. »Aber da ist immer jemand anwesend.« Die Gemeinden würden generell darauf hingewiesen, nichts Bewegliches unbeaufsichtigt stehen zu lassen.

Genaue Zahlen über Diebstähle in Kirchen gebe es nicht, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. »So explizit wird das in Berlin nicht erfasst«, hieß es. Derartige Delikte tauchen nur in den allgemeinen Zahlen zu Einbrüchen oder Diebstählen in der Kriminalstatistik auf.

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