Winzig kleines Glück

Michael Kumpfmüller erzählt von Kafka und dessen letzter Liebe

Im Juli 1923 reist Franz Kafka zur Kur an die Ostsee. Er ist krank und dürr, er hustet und schläft schlecht, und er hofft inständig, dass die Luft ihm Linderung bringt und dass er in Müritz ein bisschen zunehmen wird. Für wenige Wochen lässt er den Prager Alltag hinter sich, die Umklammerung der Familie, das Bett, in das er sich ständig zurückziehen muss, die besorgten Blicke, die Ratschläge, er mietet einen Strandkorb, geht spazieren, schwimmt auch ein wenig und trifft eines Tages auf eine junge Frau, eine Jüdin »aus dem Osten«, die augenblicklich fasziniert ist von dieser seltsamen, immer korrekt gekleideten und von erstem Ruhm geadelten Erscheinung.

Die junge Frau heißt Dora Diamant, sie hat sich vor der erdrückenden Macht des streng orthodoxen Vaters nach Berlin gerettet und hilft, »ein dunkles Geschöpf voller Träume und Vorahnungen«, im Sommer freiwillig als Köchin in einem Ferienlager. Später wird sie berichten, wie es war, al...


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