Der blamierte Cameron

Tory-Meuterer verlangten EU-Volksabstimmung

  • Ian King, London
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Mit 483 zu 111 stimmte das Unterhaus am Montag gegen ein Referendum über die weitere EU-Mitgliedschaft Großbritanniens. Rund 80 Mitglieder der konservativen Tory-Partei verweigerten ihrem Premier David Cameron die Gefolgschaft und befürworteten das Referendum.

Als das antike Rom abbrannte, griff Kaiser Nero zur Fiedel und spielte vergnügt drauflos, statt den Löschbefehl zu geben. Wenn es heute zwischen Athen, Brüssel und Berlin kriselt, haben konservative Hinterbänkler auch nichts Dringenderes zu tun, als ihrem Premier David Cameron in den Rücken zu fallen und eine Volksabstimmung über den EU-Austritt zu fordern. Obwohl sich die Regierung mit Hilfe der Oppositionsparteien klar durchsetzte, folgten 80 Konservative der verordneten Parteilinie nicht und blamierten Cameron.

Dabei waren die Tories nicht immer rabiate Antieuropäer. Winston Churchill forderte schon 1946 die Vereinigung Westeuropas; das Land trat 1973 unter dem überzeugten Europafreund Edward Heath der Gemeinschaft bei; Margaret Thatcher unterschrieb die Akte, die den Binnenmarkt schuf und die Integration vorantrieb, John Major den Maastrichter Unionsvertrag. Andererseits: Churchill peilte die Einigung Festlandeuropas an, wollte...


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