Nix Katharsis, nix Läuterung

Adelbert Reif im Gespräch mit F. C. Delius, der am Samstag den Büchner-Preis erhält

Friedrich Christian Delius, geb. 1943 in Rom, studierte in Berlin Germanistik. Nach seiner Promotion 1970 war er Lektor bei Wagenbach und Rotbuch. Nachdem er bereits mit 19 Jahren seine ersten Gedichte veröffentlicht hatte, erschien 1965 unter dem Titel »Kerbholz« sein erster Versband. 1969 folgte »Wenn wir, bei Rot. 38 Gedichte«. Bekannt wurde Delius mit der 1972 veröffentlichten satirischen Festschrift »Unsere Siemens-Welt«. In seinen Romanen, Erzählungen, Essays setzt er sich mit der deutschen Zeitgeschichte auseinander. Weitere Veröffentlichungen u.a.: »Mogadischu Fensterplatz« (1987), »Die Frau, für die ich den Computer erfand« (2009).

ND: Büchner sah die Aufgabe des dramatischen Dichters darin, »der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe wie möglich zu kommen«. Ist höchste Authentizität für Sie ein Anliegen?
Delius: Authentizität ist ein sehr schwammiger Begriff. Ich denke eher daran, bei jedem Projekt möglichst solide zu recherchieren - und mich dann aus subjektiver Sicht einer Geschichte oder ihren Figuren zu nähern, so nahe wie möglich natürlich. So wie Büchner das in »Dantons Tod« und »Lenz« und »Woyzeck« getan hat.

»Ich bin Formalist und Stilist«, sagen Sie. In welcher literarischen Tradition sehen Sie sich?
Wenn ich solche Statements abgebe, dann in polemischer Absicht gegen die, die mich als Inhaltisten und Dokumentaristen festnageln. Ich sehe mich in der Tradition von Wolfgang Koeppen.

»Einige Argumente zur Verteidigung der Gemüseesser« verfassten Sie auf der Grundlage einer satirischen Schrift von Jonathan Swift. Ein Vorbild für Sie?
Man ...



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