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Gurkenmaske

Kommentar von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Einen Weckruf für die Bundesregierung im Pflegetiefschlaf startete gestern einer der größten Sozialverbände Deutschlands. Der SoVD - und mit ihm alle anderen Sozialverbände sowie Gewerkschaften und Oppositionsparteien - fürchtet, dass am Ende höchstens ein paar kosmetische Reparaturen von der angekündigten Pflegereform übrig bleiben. Damit liegt er wahrscheinlich nicht falsch.

Momentan geht es wohl eher darum, einen Kompromiss zwischen den Regierungsparteien zu finden, damit die weiter so tun können, als ginge es ihnen um das Problem. In Wirklichkeit schieben sie es vor sich her, weil es sie nicht betrifft und weil sich jeder Abgeordnete die beste Pflege für sich und seine Angehörigen kaufen kann, die es gibt. Das trifft aber leider nicht für den größten Teil der Bevölkerung zu. Alte und Kranke haben darüber hinaus keine Lobbyorganisationen wie Hoteliers, Versicherungsunternehmen oder Lebensmittelhersteller, die ihre Abgesandten in die Ministerien schicken, um Gesetze zu erarbeiten, die für ihre Branche günstig sind. Hätten die Alten diese Chance auch, gäbe es längst eine Pflegeversicherung, für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen aufkommen und die den Gutverdienern ein bisschen mehr Geld abknöpft als den ärmeren Versicherten. Dann wäre vermutlich ein anständiger Lohn für Pflegekräfte längst Realität und damit eine deutlich bessere Betreuung in Heimen und bei Pflegediensten.

So aber können wir darauf noch genauso lange warten, bis die erste Gurkenmaske auf dem Markt ist, die alle Falten im Antlitz für immer wegzaubert.

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