Larissa Reissner

FRAUENGESCHICHTE

  • Wladislaw Hedeler
  • Lesedauer: 2 Min.

Die während ihres kurzen Lebens in »Eile und Hast« niedergeschriebenen Gedichte und Erzählungen spiegeln die an die Russische Revolution und an die darauf folgenden Kämpfe geknüpften Hoffnungen der Intellektuellen wider.

In Heidelberg, Berlin und Paris, in der Familie eines Hochschullehrers aufgewachsen, fühlte Larissa Reissner (1. Mai 1895- 9. Februar 1926; Foto: www.colectif-smolny.org) sich zur Literatur hingezogen. Sie studierte am Psychoneurologischen Institut und besuchte Vorlesungen an der juristischen und philologischen Fakultät der Petersburger Universität. Ob an den Bürgerkriegsfronten in Sibirien, an Deck der Wolga-Flottille, in Kaffeehäusern, in konspirativen Wohnungen oder den Redaktionsräumen von Ullstein - sie fühlte sich überall zu Hause. In Kabul, Hamburg und Dresden entstanden Reiseberichte, die in Deutschland 1926 und 1930 unter dem Titel »Oktober« erschienen. »Mit scharfem Blick bemerkte und entdeckte sie die kleinen, aber notwendigen und wichtigen Dinge, die sie zu bedeutenden Schlussfolgerungen und breiten Verallgemeinerungen führten, weil sie sie in schöpferischer Synthese vereinte, ohne dabei das Ganze und Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Sie bediente sich einer Vielfalt an Vergleichen, Bildern, überraschenden und treffenden Formulierungen«, notierte der Herausgeber der Literaturzeitschrift »Krasnaja now« (Rotes Neuland), Alexander Woronski. Karl Radek hob im Vorwort zu den Ausgaben ihrer Erzählungen hervor: »Zu der winzigen Zahl der Intellektuellen, die nicht nur entschieden zum kämpfenden Proletariat übertraten, sondern übertrat mit tiefem Bewusstsein der weltgeschichtlichen Bedeutung der Ereignisse, mit tiefem Glauben an den Sieg, ja mit einem Aufjauchzen gehörte Larissa Reissner.« Und Kurt Tucholsky schrieb in einer Rezension über Reissners »Oktober«: »Du bist für Rußland zu früh gestorben. So eine wie Dich haben wir nie gehabt. So eine wie Dich möchten wir so gerne haben.«

Stefan Heym hat ihr in seinem Radek-Roman ein Denkmal gesetzt, und Galina Prshiborowskaja würdigte sie mit einer 2008 in Russland erschienenen biografischen Skizze.

Wladislaw Hedeler und Stefan Körbel erinnern an Larissa Reissner am 7. November, 19 Uhr, im Max-Lingner-Haus, Straße 201, Nr. 2, 13156 Berlin.

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