»In einer solchen Irrsinnszeit«

Joseph Roth und Stefan Zweig in ihren Briefen: Ein ergreifendes Dokument des Exils

Stefan Zweig (links) und Joseph Roth in Ostende, Belgien, 1936
Stefan Zweig (links) und Joseph Roth in Ostende, Belgien, 1936

Stefan Zweig war schockiert. In einer Hassrede gegen die Juden hatte Goebbels am 1. April 1933 auch ihn attackiert, ihn aber offenbar mit Arnold Zweig verwechselt. Noch konnte er sich, naiv und vollkommen arglos, nicht vorstellen, dass Hitlers Propagandaminister auch ihn gemeint haben könnte, ihn, den Erfolgreichen, den Berühmten, den bewunderten Erzähler aus Salzburg. Joseph Roth, längst aus Berlin geflüchtet, für Selbstmitleid und Illusionen nicht zu haben, hielt sich, als er am 6. April antwortete, nicht zurück. Er, der liebe, verehrte Freund, schrieb er aus dem Pariser Hotel »Foyot«, müsse sich endlich fassen und anfangen, klar zu sehen. »Finden Sie sich damit ab«, riet er, »daß die 40 Millionen, die Goebbels zuhören, weit davon entfernt sind, einen Unterschied zu machen zwischen Ihnen, Thomas Mann, Arnold Zweig, Tucholsky und mir … Man verwechselt Sie nicht, weil Sie Zweig heißen, sondern, weil Sie ein Jude sind, ein Kulturbolsche...


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