Doppelstandards und »fauliges« Gestein

Aktivist »Chico« Whitaker über den Widerstand in Brasilien gegen die Atomenergiepolitik der Bundesregierung

Der Brasilianer Francisco Whitaker, Jahrgang 1931, kritisiert, dass die Bundesregierung eine Hermes-Bürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro für den Bau des brasilianischen Atomkraftwerkes Angra 3 vorsieht. Der studierte Stadtplaner ist seit vielen Jahrzehnten Demokratie- und Friedensaktivist, Mitbegründer des Weltsozialforums, Träger des »Right Livelihood Awards« (des sogenannten Alternativen Nobelpreises) und Mitglied des Weltzukunftsrats. Für »nd« sprach mit ihm Ralf Hutter.

ND: Sie sind für ein Treffen des Weltzukunftsrates nach Deutschland gekommen. Was haben Sie dort besprochen?
Whitaker: Der Weltzukunftsrat besteht aus 30 bis 40 Personen aus der ganzen Welt. Wir versuchen, die Ombudsleute der zukünftigen Generationen zu sein und beschäftigen uns vor allem mit ökologischen Fragen, zum Beispiel Energieerzeugung. Ich war mit dem Bedürfnis gekommen, in Europa über hiesige Doppelstandards hinsichtlich Brasilien zu sprechen. Dort verstehen die Leute nicht, wie Deutschland aus der Atomenergie aussteigen kann, aber andernorts beim Bau von neuen Kraftwerken hilft. Ich habe diese Besorgnis in den Weltzukunftsrat getragen. Da wir aber nicht vollzählig waren, konnten wir keinen Beschluss dazu fassen. Zu acht haben wir jetzt einen Offenen Brief an die deutsche Regierung geschickt.

Wie sieht die öffentliche Debatte zu diesem Thema in Brasilien aus? Ist die Bevölkerung gespalten?
Nein. Die Bevölkerung war sehr beein...


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