Münchhausen in Mecklenburg

Schlupfloch durch die Mauer: Wie Westberliner Ruderer Mitglieder eines Fantasievereins in der sozialistischen Provinz wurden

Lange bevor am 9. November 1989 die DDR ihre Westgrenze öffnete, fanden Freizeitsportler aus Ost und West einen kreativen Weg zueinanderzukommen.

Christian und Jutta Rühl mit Traktor-Rastow-Look
Christian und Jutta Rühl mit Traktor-Rastow-Look

Rastow ist ein Dorf mit knapp 2000 Einwohnern. In der Gemeinde südlich von Schwerin gibt es neben Kirche und Feuerwehr auch einen Sportverein: SV Teutonia Rastow 23. Dort kann man Federball, Tischtennis und Volleyball spielen, Leichtathletik und Gesundheitssport betreiben.

Zu DDR-Zeiten hieß Teutonia freilich nicht Teutonia, sondern Betriebssportgemeinschaft (BSG) Traktor Rastow; es wurde auch Fußball gespielt und geritten. Und in den letzten Jahren der DDR sogar gerudert - obwohl sich in dem Ort gerade mal ein Dorfweiher findet. Noch merkwürdiger war die Mitgliedschaft: Die hatte nicht nur falsche Namen, sie kam auch aus einer anderen Welt - aus Westberlin. Die Gründung des ominösen Ruderklubs 1987 war der Höhepunkt einer vorgezogenen deutsch-deutschen Vereinigung im Geiste des Sports. Und das kam so:

Im Sommer 1961, kurz vor dem Mauerbau, steuerte ein 18-jähriger Wanderruderer sein Boot von Magdeburg aus in Richtung West, einem...


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