Auf Trabi-Safari nach Ferropolis

Luther, Bach und alles für den Aktivurlaub

  • Wolfgang Richter
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.
Mit den vielen Neubürgern in Berlin hat sich auch eine Riesenportion Neugier angehäuft. Hoffen jedenfalls die Touristiker in der Stadt und vor allem rundherum. Wobei das Rundherum in Zeiten ausgeprägter Mobilität auch entferntere Ziele einschließt. Die sind aber oft selbst für Ureinwohner der Hauptstadt noch Fremdland und folglich entdeckenswert. Wer kennt denn schon Ferropolis, die Stadt aus Eisen?
Die ist bei weitem nicht so entfernt wie die Ostseeküste. Ferropolis liegt entgegengesetzt der Küste, also südlich von Berlin, nämlich in der Region Anhalt-Wittenberg. Da drängen sich zuerst bekanntere Namen auf: Luther, Bach, Bauhaus, Wörlitz. Klar doch, aber Ferropolis gehört als blutjunges Ziel nun auch dazu.

Freilichtbühne im Tagebau
Wir waren jüngst mit dem Trabi dort. Kennzeichen: WB-AJ 680, Farbe: dunkelrot, besondere Merkmale: knattern, klappern, stinken. Und dennoch, oder gerade deshalb: Die Trabi-Safari mit einigen der 27 Fahrzeuge der Event & Touring AG aus Lutherstadt Wittenberg war ein Erlebnis der besonderen Art. Der Wörlitzer Park war anzusteuern und eben auch Ferropolis, dieser monströse Tourismusmagnet bei Gräfenhainichen, der seine Faszination bezieht aus fünf riesigen Tagebau-Ungeheuern aus Stahl, die als Kulisse um eine große Freilichtbühne hocken. An der Stelle war früher der Braunkohle-Tagebau Golpa-Nord, und dieses Projekt auf einer Halbinsel des gefluteten Tagebaus (der See reicht bis hinüber nach Gräfenhainichen) bringt Technik-Faszination der Industriemoderne und ihre Auswirkungen bis hin zur Zerstörung der Landschaft auf den Punkt.
Nun ist diese Kulturinsel mitten in renaturisierter Landschaft touristisches High-
light geworden mit über 100000 Besuchern pro Jahr. Die kommen natürlich vor allem zu den Höhepunkten wie dem Konzert mit Mikis Theodorakis vor 8000 Zuschauern und den bevorstehenden Veranstaltungen wie den Konzerten mit Peter Maffay (29. Juni), »Ferropolis in Flammen« (16. und 17. August) oder Deep Purple (30. August).
Ja, wir warn mitm Trabi da. Und absolvierten einen Geschicklichkeitsrallye-Slalom, teils mit verbundenen Augen, rückwärts fahren und einiges mehr mit dem Kultauto. Per Fahrrad gehts, allerdings offenen Auges, auch. Nun in wenigen Regionen gibts so viel Abwechslung und Sehenswertes wie hier in der östlichen Ferienregion Sachsen-Anhalts: Da sind die
Elbauen, der Fürst-Franz-Weg, die überregionalen Fernradwege R1 und R4 oder die Radwege entlang der Elbe und Saale, die alle durch ein Gebiet mit reizvoller Natur und zahlreichen Stätten, an denen die Geschichte Rast machte, führen.
Wir begnügten uns mit einer Tour ab Bad Schmiedeberg durch die stille Dübener Heide und landeten im Campingpark am Großen Lausiger Teich. Mehr Natur als hier hatten nicht die Köhler-Liesel und nicht der Jäger aus Kurpfalz. Weshalb der Campingpark meist auch ausgebucht ist. Und noch eine reizvoller Abschnitt gehört zum Aktiv-Urlaubsangebot in Anhalt-Wittenberg: In Elster an der Elbe schob Manfred Bühnemann seine knallroten zertifizierten (wegen der Sicherheit) Kajaks ins Wasser, und ab gings elbabwärts Richtung Wittenberg. Paddeln, das kann jeder, folglich ist paddeln auch ein Spaß für jedermann und -frau.
Das Unternehmen Paddelabenteuer GbR in Lutherstadt Wittenberg veranstaltet Touren mit oder ohne Übernachtung, lange oder kurze Fahrten, allein oder in Gruppen. Unsere Tour lässt sich als kurze Gruppenfahrt klassifizieren; an der Anlegestelle beim Dörfchen Gallin war Schluss. Da wartet gleich schon das gemütliche Gasthaus »Zum Schiffchen« mit guter Küche auf die Gäste.
Und wer noch mehr für sein Wohlbefinden tun will - Bad Schmiedeberg bietet allerbeste Voraussetzungen. Schwarz ist hier die Farbe, die Heilung bringt, schwarz ist das Moor, schwarz sind selbst die Schwäne auf dem Schwanenteich.

Juwel im Jugendstil
Für den Besucher, der hier nicht zur Kur weilt, wird das sanierte Kurhaus, dieses Juwel im Jugendstil, von besonderem Interesse sein. Die Sorgfalt der Restauration zeigt sich im Foyer wie im Spielsalon oder im großen Festsaal, der nach Postkartenmotiven aus der Zeit um 1900 ausgestaltet wurde. Nagelneu ist das architektonisch außen wie innen schmucke Kurmittelhaus, in dem auch der Tourist Bäder oder Massagen genießen kann. Zum Eisenmoor kamen 1994 zwei Heilquellen, der Margarethen- und der Kurfürstenbrunnen, an dem sich auch die Schmiedeberger bedienen - billiger noch als bei Aldi und gewiss nicht schlechter.
Information: Fremdenverkehrsverband Anhalt-Wittenberg, Albrechtstraße 48, 06844 Dessau, Tel.: 0340 / 22 000 44, Fax:...

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