Demo erinnerte an Silvio Meier

In ersten Reihen Fotos der neun ermordeten Händler / Aufzug vorzeitig beendet

  • Paul Liszt
  • Lesedauer: 2 Min.

An der jährlichen Silvio-Meier- Gedenkdemo nahmen am Samstag wieder mehrere Tausend linke Aktivisten sowie Anwohner teil. Die Demonstration startete um kurz nach 16 Uhr am U-Bahnhof Samariterstraße und zog von dort nach Lichtenberg und wieder zurück nach Friedrichshain. Aufgerufen hatte wie in den letzen Jahren ein Bündnis aus antifaschistischen Gruppen. Neben dem Gedenken an Silvio Meier stand dieses Mal ein in der Lichtenberger Lückstraße eröffneter Neonazistützpunkt, die wachsende Repression gegen antifaschistische Aktivisten und die steigenden Mieten in der Stadt im Mittelpunkt.

Meier war in der Ostberliner Hausbesetzerszene aktiv und am 21. November 1992 aus einer Gruppe von Neonazis heraus im U-Bahnhof Samariterstraße erstochen worden. Eine Gedenktafel erinnert dort an seinen Tod. Sie wurde in der Vergangenheit immer wieder beschädigt.

Unter Sprechchören zog der Aufzug in Richtung Lichtenberg, der als Hochburg der Neonazis gilt. Entlang des Weges entrollten Vermummte von Dächern Transparente. In der Demo zündeten Teilnehmer bengalische Fackeln. In Redebeiträgen bezogen sich die Organisatoren auf die von der Thüringer Neonazi-Terrorzelle verübte Mordserie an migrantischen Gewerbetreibenden und kritisierten die undurchsichtige Rolle des Verfassungsschutzes. In den ersten Reihen wurden Schilder mit Fotos und Namen der neun Getöteten gezeigt. Die Polizei hielt sich vorerst im Hintergrund.

Dies änderte sich, als der Zug Lichtenberg erreichte. Zwei Reihen von behelmten Beamten umschlossen die Demonstranten von beiden Seiten. Als diese die Lückstraße erreichten, waren dort Scheinwerfer und eine Hundestaffel postiert. In einem stark abgeschirmten ehemaligen Gardinengeschäft in der Hausnummer 58 haben sich unter dem Schein eines gemeinnützigen Vereins Neonazis eingemietet. Seitdem kommt es hier immer wieder zu Übergriffen auf alternative Jugendliche. Die im Vorfeld befürchteten Angriffe von Neonazis blieben aus. Lediglich von einem Balkon in der Emanuelstraße filmten drei Vermummte.

Am Wismarplatz wurde die Demo gegen 18.30 Uhr von den Veranstaltern vorzeitig aufgelöst. Damit habe man Polizeiübergriffe vermeiden wollen, hieß es. Wie die Polizei mitteilte, wurden fünf Beamte leicht verletzt. Sie seien mit Flaschen, Steinen und Farbbeuteln beworfen worden. Die Frontscheibe eines Autos wurde zerstört, in dem sich eine Mutter mit ihrem Kleinkind befand. Beide blieben unverletzt. Ein Mann erlitt an der S-Bahnbrücke Karlshorster Straße eine Platzwunde am Kopf, als er von einer Flasche getroffen wurde.

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