Der den Wolf filmt

Sebastian Koerner macht eine Fernsehdokumentation über die Isegrims in der Lausitz

  • Torsten Richter, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Wolf im Wildpark Schorfheide
Ein Wolf im Wildpark Schorfheide

Filme über die Beziehung zwischen Wolf und Mensch in Deutschland gibt es bereits. Doch Streifen über das Leben der Graupelze in der Lausitz existieren bislang nicht. Deshalb hat sich der einheimische Tierfilmer Sebastian Koerner auf die Spur der scheuen Tiere begeben. Mit seinen Aufnahmen will der 48 Jahre alte Wildbiologe aus Spreewitz an der Grenze von Sachsen und Brandenburg auch beweisen, dass der Wolf keineswegs so aggressiv ist, wie viele Menschen befürchten.

Wenn Koerner im Lausitzer Wolfsgebiet filmt, ist er fast unsichtbar. Ein baumähnliches Kostüm lässt den Kameramann zu einem Teil des Waldes werden. Mancher Vogel traut sich zwitschernd bis auf wenige Zentimeter an ihn heran. Mehr als 500 Mal war der Wildbiologe bereits mit seiner Kamera unterwegs. Oft vergeblich, wie er erzählt: »Nur an knapp hundert Tagen erschien ein Wolf vor meiner Kamera.« Kein Wunder, leben doch nur etwa 50 bis 60 Exemplare in der Gegend mit den ausgedehnten Wäldern und Heiden. Regelmäßig verspürt Koerner Gänsehaut, wenn tatsächlich Wölfe in Sichtweite sind. Der Biologe will mit seinen Aufnahmen zeigen, wie die Tiere leben - und damit auch Vorurteile abbauen, etwa zu ihrer angeblichen Aggressivität. »Das stimmt gar nicht«, betont der Experte. »Wölfe sind eine ganz normale Tierart, die eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt. Mich beeindruckt es, wie freundlich die Tiere im Rudel miteinander umgehen.« Der Kameramann muss es wissen, schließlich hatte er das Glück, mehrere Welpen aus der Nähe zu filmen.

Die Arbeit mit der Kamera in freier Natur ist für Koerner nicht neu. Schließlich dokumentierte er bereits eine wissenschaftliche Expedition in die riesigen Moore Sibiriens. Später kam ein Filmprojekt über Naturschutz im Ökolandbau in Brandenburg dazu. In der Tierfilmerei ist Koerner aber Autodidakt.

Während seiner Tätigkeit im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin lernte der Naturschützer die Wolfsexpertin Gesa Kluth kennen. Seitdem sind die beiden ein Paar und ein Team. Kluth forscht seit 2001 über die kurz zuvor aus Polen in die Lausitz eingewanderten Wölfe. Seit 2004 ist Koerner immer wieder als freier Mitarbeiter für das Wildbiologische Büro Lupus tätig, das seinen Sitz im sächsischen Spreewitz hat. Allmählich wurden die Erlöse aus der Wolfsfilmerei zu seinem Haupteinkommen.

Seit August 2009 ist der Diplombiologe mit seiner Filmkamera im Lausitzer Wolfsgebiet unterwegs. Inzwischen sind mehrere Aufnahmestunden vorhanden. Daraus schneidet Koerner mit Unterstützung einer Hamburger Naturfilmredaktion die besten Szenen zusammen. Am 21. März 2012 ist es soweit, dann soll sein Dokumentarfilm über die Lausitzer Wölfe im Fernsehen ausgestrahlt werden. Der Arbeitstitel lautet »Wie wilde Wölfe wirklich leben«. Koerners Wunsch: »Ich hoffe, dass die Zuschauer die Graupelze nach diesem Film besser verstehen.«

Sebastian Koerner im Kiefernwald
Sebastian Koerner im Kiefernwald

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