Sechse ziehen duch den Kopf des Dichers

Kleist am DT

Der Raum, der die Welt ist und den nächsten drei Stunden keiner verlässt, ist eine Schreibstube mit unzähligen Zetteln an allen Wänden. An Tischen sechs Gestalten. Nein, eine Gestalt hängt waagerecht an der Wand, als spaziere sie über papiernen Boden. Kleist als Sechsling. Er lebt auf papiernem Boden. Kann nicht mehr. Will aber. Muss. Also: kratzende Schreibfedern. Der Dichter wird »Das Käthchen von Heilbronn« schreiben. Das Ritterspektakel vom Mädchen, das seine Liebe gegen alle Wirklichkeiten durchhält, weil sie Träumen glaubt; dies Märchen von den Kräften der Vorbestimmung und der heftigen Grazie der Selbsttreue.

Andreas Kriegenburg inszenierte am Deutschen Theater und schuf, wie immer, auch das Bühnenbild. Keiner der Darsteller hat die Chance, länger als Minutenfrist in einer Gestalt zu bleiben. Der Text wird quasi von Stimme zu Stimme gereicht. Alle zusammen bilden Kleists Kopf, in dem sich das Stü...


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