Frieden, aber freiwillig

»Iphigenie auf Tauris« am Berliner Maxim Gorki Theater

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Ein Tisch, eine Kamera, eine Videowand. Über Bühne und Zuschauerraumwände zieht sich ein Bildfries, Zeichnungen mit viel Rot: die Blutgeschichte der antikischen Geschlechter. »Iphigenie auf Tauris« von Goethe am Berliner Maxim-Gorki-Theater. Ein Abend von Peter Baur, Sibylle Dudek, Falko Herold. Und: Edgar Selge und Franziska Walser. Sie ist Iphigenie, er Thoas, Arkas, Orest, Pylades. Eine sehr gegenwärtige Erkundung, ganz aus Alltäglichkeit kommend, in einem tief gefühlten alten Text; nur sparsam verlassen beide Spieler das Original (»Zeit zum Zaudern? Du hast schon mehrere Monologe lang gezaudert!«). Es findet ein Stück statt, gleichzeitig ein Gespräch; Theater als Labor der Haltungsschäden, die durch Haltungsschönheit geheilt werden können. Möglichkeit besiegt Wirklichkeit.

Goethe erzählt die Geschichte einer Sanften, deren Läuterungskraft Feindbilder stürzt. Aber ehe es so weit ist, zwingen sich die Dinge zusammen zum Knäuel. We...


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