Pokerraub noch ungestraft

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Sieben Monate dauert der Prozess um den spektakulären Überfall auf Deutschlands größtes Pokerturnier nun schon. An diesem Dienstag ist vor dem Berliner Landgericht der nächste Verhandlungstermin. Ob dann auch ein Urteil gefällt wird, ist aber fraglich. Da die Verteidigung noch ein Gutachten beantragte, könnte sich das Verfahren weiter hinziehen. Vergangenen Dienstag hatte Staatsanwalt Sjors Kamstra für den Angeklagten sechs Jahre und vier Monate Haft wegen schweren Raubes gefordert. Der 30-Jährige »hatte eine Führungsrolle und hielt die Fäden bis zum Schluss in der Hand«, betonte der Ankläger. Die Verteidiger beantragten eine erheblich niedrigere Strafe.

Bei dem Überfall auf das Pokerturnier in einem Berliner Luxushotel im März 2009 hatte der Angeklagte die eigentlichen Räuber instruiert und später das Fluchtauto gesteuert. »Er hat den vier Jungs die Drecksarbeit überlassen«, kritisierte Kamstra. Die damals 19- bis 21-jährigen Räuber wurden wenige Wochen nach dem Überfall in einem eigenen Prozess zu Jugendstrafen von bis zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Mit Schreckschusswaffe und Machete war das Quartett im Frühjahr 2009 in das Hotel Grant Hyatt am Potsdamer Platz gestürmt. Berge von Geld lagen offen im Tresor. Die Jugendlichen erbeuteten 242 000 Euro. Über den Verbleib des Geldes hatten sie eisern geschwiegen. Einer der Jungen ging sogar sechs Monate in Beugehaft, weil er im Prozess gegen den Drahtzieher nicht aussagen wollte. Der 30-Jährige hat seinen Anteil von 22 000 Euro aus der Beute inzwischen zurückgegeben.

Der Hintermann sitzt seit 17 Monaten in Untersuchungshaft. Der Familienvater ist im Gefängnis psychisch erkrankt. Ankläger Kamstra sieht das als Strafmilderungsgrund. Verteidiger Harald Remé will darüber hinaus sechs Monate Strafrabatt durchsetzen. Falls das Gericht dazu nicht bereit sei, soll ein Gutachter zu den Haftfolgen bestellt werden.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal