Diktat des Geldes

In Nürnberg gibt es keine Hebammenpraxis mehr, die außerklinische Geburten begleiten würde

  • Leonhard F. Seidl, Nürnberg
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Will unsere Gesellschaft Hebammen noch haben? Seit November ist es zum Beispiel in Nürnberg für Schwangere nicht mehr möglich, mit Hilfe einer Hebamme außerklinisch zu gebären. Das liegt am rapide angestiegenen Versicherungsbeitrag für Hebammen. Bei einer Podiumsdiskussion in Nürnberg sprachen Fachleute das Problem und Lösungen.

»Braucht Nürnberg außerklinische Geburtshilfe?« So lautete dieser Tage der Titel einer Diskussionsveranstaltung zur Lage der Hebammen in der fränkischen Großstadt. Allerdings ist die Lage der Hebammen deutschlandweit kritisch. Hauptursache ist der stark angestiegene Versicherungsbeitrag. Zahlte eine freiberufliche Hebamme 1992 noch 180 Euro Haftpflicht jährlich, waren es 2009 schon 2400 Euro, seit 2010 sind es 3689 Euro. Was dazu führt, dass eine Hebamme für 7,50 Euro in der Stunde arbeitet, wie die Hebamme Katja Münch ausführte. »Jetzt ist der Ofen aus«, sagt sie erbost. »Die Gesellschaft muss sich entscheiden, ob sie eine außerklinische Geburt noch haben will.«

Münch ist die Gründerin einer Hebammenpraxis, in der sie bis November 2011 gemeinsam mit drei Kolleginnen Kinder auf die Welt gebracht und werdende Eltern betreut hatte. Die gestiegenen Kosten führten dazu, dass sie ihre Praxis schließen und die Geburtshilfe einstellen muss...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.