Ein Schritt weiter für umstrittene Forstreform

Zahl der Oberförstereien verringert sich Anfang 2012 von 72 auf nur noch 44

  • Torsten Richter, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Für die Mitarbeiter des Landesforstbetriebes beginnt Anfang 2012 eine neue Zeitrechnung. Dann wird die forstliche Landkarte zwischen Prignitz und der Niederlausitz anders aussehen. Denn die Zahl der Oberförstereien schrumpft von 72 auf bloß noch 44. Diese Oberförstereien gliedern sich in 30 hoheitliche und 14 wirtschaftliche Oberförstereien. Außerdem soll massiv Personal abgebaut werden. Die Zahl der Stellen sinkt bis zum 1. Januar 2015 von 2200 auf 1500. Das löst vielerorts Frust aus.

Beispiel Südbrandenburg: Hier sind zwei der sieben übergeordneten Servicebereiche angesiedelt. Verwaltet werden sie in Doberlug-Kirchhain und Lübben. Diese Bereiche nehmen im Großen und Ganzen die Aufgaben der einstigen Ämter für Forstwirtschaft wahr. Das sind beispielsweise Abrechnungen sowie die Betreuung der Informationstechnik.

Jedem Servicebereich ist eine bestimmte Zahl von Oberförstereien zugeordnet. Im Gebiet Doberlug-Kirchhain sind es sechs, in Lübben vier. Die Oberförstereien erreichen flächenmäßig die Größe der alten Landkreise. So ist etwa die Oberförsterei Senftenberg mit Sitz in Ruhland fast identisch mit dem alten Landkreis Senftenberg, der 600 Quadratkilometer groß war. Die Oberförsterei Herzberg erstreckt sich von Nord nach Süd über rund 80 Kilometer vom Fläming bis zur Elbe bei Mühlberg.

Die hoheitlichen Oberförstereien mit ihren Revieren sind in erster Linie für die Durchsetzung des Waldgesetzes zuständig und sollen Ansprechpartner für die Bevölkerung sein. Außerdem wird es 14 weitere Oberförstereien geben, die sich nur um den Wald kümmern, der dem Land Brandenburg gehört. »Diese Gremien sollen ab dem Jahr 2014 ohne Zuschüsse aus dem Landeshaushalt auskommen«, sagt Christian Naffin, Sprecher des Landesforstbetriebes.

Mit der Forstreform sollen im Vergleich zum Jahr 2006 rund 40 Prozent der Stellen eingespart werden. Bereits jetzt werden ehemalige Forstleute anderswo beschäftigt, beispielsweise in der Wasserwirtschaft. Die personellen Lücken sollen nach Auskunft von Forstbetriebschef Hubertus Kraut mit Servicepartnern geschlossen werden. »Wir lagern Arbeit aus.« So soll die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit eingebunden werden. Viele Forstleute sind von der Reform wenig begeistert. Äußern will sich aber niemand. Manchen Angestellten war bis zuletzt noch nicht klar, wo sie ab Januar arbeiten werden. »Der Zuordnungsprozess läuft noch, wir sind aber auf der Zielgeraden«, berichtet Naffin. Manche Mitarbeiter müssen künftig weite Fahrwege in Kauf nehmen.

Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) sind die Probleme bewusst. »Ich danke allen Beteiligten für ihr verantwortungsbewusstes und engagiertes Handeln, auch wenn es manchmal schwierig war und man sich auch vor Gericht gegenüberstand«, sagte er.

Hinter allen Beteiligten liegt ein langer Weg: Die Diskussionen um die Reform begannen bereits in den 1990er Jahren. Im Februar 2007 beschloss das Kabinett Eckpunkte, die nun umgesetzt werden. Im Jahr 2007 bestand das Kabinett noch aus Politikern von SPD und CDU. Die LINKE saß damals in der Opposition und rügte die Pläne für die Forstreform. Besonders die beabsichtigte drastische Stellenreduzierung stieß und stößt auf Kritik.

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