»Ums Ganze geht es immer«

Zwei »Kosmoprolet«-Herausgeber über aktuelle Protestbewegungen und die Frage, warum Umverteilung illusionär ist

Seit 2007 gibt die Berliner Gruppe »Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft« die Zeitschrift »Kosmoprolet« in loser Folge heraus. Die Theoriezeitschrift fühlt sich den antiautoritären Traditionen des Marxismus verbunden. Mittlerweile beteiligen sich daran auch Gruppen aus Zürich und Freiburg. Gerade ist die fast 200 Seiten starke dritte Nummer erschienen. Sie enthält Beiträge zu den arabischen Revolutionen, eine Kritik an den »28 Thesen zur Klassengesellschaft«, die die »Freundinnen und Freunde« 2007 veröffentlicht hatten und stellt Ergebnisse eines Fragebogens an Leiharbeiter vor. Mit Olga Schröder und Martin Reichenbach, zwei Vertretern der »Freundinnen«, sprach Axel Berger.

nd: Sie legen viel Wert auf die »Selbsttätigkeit« der Lohnabhängigen. Nun war das Jahr 2011 weltweit gekennzeichnet durch neue Bewegungen. Geht es also demnächst »ums Ganze«?

Olga Schröder: Für diejenigen, die weltweit ihre Arbeitskraft zu Markte tragen und täglich ihr Leben unter diesem Zwangsverhältnis organisieren müssen, geht es immer ums Ganze. Die Krisen führen aber vielen Proletarisierten vor Augen, dass der Kapitalismus nicht so stabil ist, wie ihn seine Apologeten gerne darstellen. Insofern bergen die diversen Bewegungen, die überall zu beobachten sind, immerhin die Möglichkeit, dass daraus ein neuer kollektiver Anlauf zur Überwindung dieser absurden und mörderischen Ordnung entstehen könnte.

Martin Reichenbach: Leider sieht es danach aber derzeit nicht aus. Der Slogan »Wir sind die 99 Prozent!« drückt die höchst reale Erfahrung aus, dass die breite Masse der Bevölkerung mit immer mehr Verzicht den Karren aus dem Dreck ...


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