Ein Schlag ins Gesicht

Die Eskalation beim Gedenken für Oury Jalloh droht in Dessau die mühsame Annäherung von Migranten und Behörden zu torpedieren

  • Hendrik Lasch, Dessau
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Am Samstag gingen Beamte hart gegen eine Demonstration für Oury Jalloh vor, der 2005 in Polizeihaft starb. Nun droht in Dessau eine neue Eiszeit zwischen Migranten und Behörden.

Stilles Gedenken an der Polizeiwache in Dessau
Stilles Gedenken an der Polizeiwache in Dessau

Als Mouctar Bah zu Boden ging, war eigentlich schon alles vorbei. Die Demonstration, die er zum Gedenken an seinen am 7. Januar 2005 in Polizeigewahrsam gestorbenen Freund Oury Jalloh organisiert hatte, war wieder am Dessauer Bahnhof angekommen. 200 Menschen hatten an den siebenten Todestag des Flüchtlings erinnert. Sie hatten gerufen, was sie seit Jahren rufen: »Oury Jalloh - das war Mord!« Die Polizei aber duldete die Parole, anders als früher, nicht. Als der Aufzug beendet war, wollten Beamte ein Transparent beschlagnahmen. Es kam zu Rangeleien; Mouctar Bah erhielt einen Schlag ins Gesicht. »Danach«, sagt er, »weiß ich nichts mehr.« 20 Minuten soll Bah bewusstlos gewesen sein; er landete im Krankenhaus. Auch Tage später leidet er unter Schwindel und Kopfschmerz. Doch die Auseinandersetzung hat viel mehr als Bahs Gesundheit beschädigt. Auch das seit 2005 mühsam gekittete Vertrauen zwischen Migranten und Behörden hat gelitten. Von Ges...


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