Der Müll geht in den Untergrund

Wie die BSR in Hohenschönhausen Abfall verschwinden lässt

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Müllberge auf Talfahrt
Müllberge auf Talfahrt

Wer die Anlage »Vierfarbkarree« der Wohnungsbaugenossenschaft »Neues Berlin« im Lichtenberger Stadtteil Hohenschönhausen besucht, trifft auf ein Feld von höckerartigen Gebilden. Sabine Thümler von der Berliner Stadtreinigung (BSR) lüftet das »Geheimnis« - »Unterflursystem zur Müllentsorgung« heißt die Einrichtung, mit der die BSR gemeinsam mit Berlin Recycling und der Genossenschaft neue Wege zur Entsorgung von Abfall gehen will, nachdem Müllschächte in Hochhäusern nicht mehr gestattet sind.

»Vor diesem Hintergrund entschied sich der Vorstand von ›Neues Berlin‹ gemeinsam mit der BSR für ein neues und zukunftsweisendes Müllkonzept«, so Thümler. Die riesige Anlage fasst unterirdisch fünf Kubikmeter Abfall. Die »Höcker« sind die Einfüllöffnungen, die nur von den Mietern per Schlüssel geöffnet werden können. Ist die Anlage voll, wird die gesamte Abdeckung abgehoben und geleert.

»Ein sauberes Pilotprojekt der Stadtreinigung«, sagt die Pressesprecherin. Und konventionelle Mülltonnen seien nun einmal anrüchig. Noch dazu bei dieser Menge von Anwohnern, wo Manches schon mal daneben geht. Aber hier ist jeder Wurf ein Treffer. Auch die Lärmbelästigung ist gesunken. Die einzige Voraussetzung, um solch eine Müllanlage zu versenken: keine Rohre oder Leitungen auf dem Areal.

»Nach Schließung der hausinternen Müllschächte wäre auch ein nachträglicher Einbau von Müllräumen in Frage gekommen«, erklärt Thümler. »Wir wollten die Gelder aber lieber zukunftsorientiert einsetzen.« Auch die Betriebskosten habe man senken können.

Auch der Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft, Stefan Krause, ist von dem System überzeugt: »Wir wollten unseren Mietern ein barrierearmes Wohnumfeld bieten und mussten gleichzeitig eine Lösung für die Schließung der bisherigen Müllschlucker finden. Beides passt nun optimal zusammen. Wir konnten die Schächte der alten Anlagen für Aufzüge bis ins Erdgeschoss nutzen und haben mit den unterirdischen Containern einen platzsparenden, sauberen und gut erreichbaren Müllstandort in der Ahrenshooper Straße.«

Statt einer Vielzahl von Mülltonnen seien jetzt nur die ein Meter hohen Einwurfschächte mit Anti-Graffiti-Beschichtung zu sehen. »Schade ist, dass die Einbeziehung des Abfallentsorgers Alba nicht zum Tragen kam und die Leichtverpackungen so erst einmal weiter oberirdisch über die gelbe Tonne entsorgt werden müssen«, bedauert Krause. Nach Informationen der Stadtreinigung gibt es solch eine unterirdische Müllanlage deutschlandweit bisher nur noch in Hamburg. In anderen Ländern ist dieses saubere System schon Alltag - so in den Niederlanden, in Frankreich und Italien.

»Müllentsorgung wird sich in den nächsten Jahren stark verändern«, so BSR-Vorstand Andreas Scholz-Fleischmann zu dem neuen Berliner System. Das hat seine Ursache nicht nur in neuen gesetzlichen Regelungen, sondern auch im demografischen Wandel und in den Fragen des Klima- und Ressourcenschutzes. »Für uns ist es selbstverständlich, Innovationen voranzutreiben und sie in der Praxis zu erproben.«

Scholz-Fleischmann ist überzeugt: »Mit den neuen Unterflurcontainern bieten wir unseren Kunden aus der Wohnungswirtschaft maßgeschneiderte wirtschaftliche Lösungen an. Wir beraten bei der Auswahl des Standplatzes ebenso wie bei der Planung. In einer Pilotphase wollen wir das neue System testen. Ab 2014 sollen die Unterflurbehälter dann ein ganz normales Produkt unserer Entsorgungsdienstleistungen sein.«

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