Geiz bleibt geil

  • Lesedauer: 2 Min.

Selbst die Grünen und die LINKE haben die Neufassung der EU-Vorgaben zum Elektroschrott begrüßt. Immerhin sollen die Erfassungsquoten für ausrangierte Elektrogeräte und Heimelektronik deutlich erhöht werden: Ab 2016 sollen 45 Prozent recycelt werden, ab 2019 rund 65 Prozent oder alternativ 85 Prozent der gesamten Elektroschrott-Abfallmenge. Die Haken allerdings liegen schon bei der Rücknahme der Geräte im Detail. Zwar gilt die Quote für praktisch alle elektrischen und elektronischen Geräte vom Kühlschränke über Staubsauger bis zu Computer, Handy oder Energiesparlampen. Doch wie die Geräte den Weg zu einer Rückgewinnung der enthaltenen Rohstoffe finden sollen, ist schon weniger gut geregelt. So sollen die Händler zwar Geräte bis 25 Zentimeter Größe selbst zurücknehmen, doch das gilt erst mal nur für die Großen mit Ladenflächen ab 400 Quadratmetern. Und auf Druck der Wirtschaft wurden nationale Alternativregelungen zugelassen, die dem Vernehmen nach in der deutschen Heimat der »Geiz ist nicht blöd«-Märkte wohl auch geplant sind. Zwar nehmen die schon heute im Rahmen einer Selbstverpflichtung Kühlschränke oder Waschmaschinen zurück. Doch was, wenn das gute Stück übers Internet gekauft wurde? Der schnell wachsende Internethandel wurde nämlich gegen den Willen des EU-Parlaments nicht explizit mit einbezogen.

Dennoch wäre die Realisierung der Quoten schon ein gewaltiger Erfolg. Denn heute müssen von statistischen 20 Kilogramm Elektroschrott pro Einwohner in der EU nur 4 kg recycelt werden. Deutschland schafft 8,5, Schweden 16. Echtes Recycling ist das aber noch lange nicht. Denn ein Großteil davon landet in Containern, die nach Afrika und Asien gehen, als »Elektronikexport«. Dort wird ein Teil ausgeschlachtet, der große Rest verpestet die Umwelt. Daran ändert sich mit der Neuregelung erst mal nur eines: Künftig muss nicht der Zoll beweisen, dass der Müll Müll ist, sondern der »Exporteur« muss belegen, dass es sich um funktionstüchtige Geräte handelt. Ohne Kontrollen allerdings wird auch das nicht klappen.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal