Ende einer Vision

Schwedens »Kapitalismus mit sozialem Antlitz« scheiterte in erster Linie an systemimmanenten Widersprüchen

  • Edeltraut Felfe
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Seit 1920 haben Schwedens Sozialdemokraten über 70 Jahre zumeist allein regiert. Die beiden Wahlen seit 2006 haben sie jedoch gegen das Mitte-Rechts-Lager von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt verloren. Nach jüngsten Umfragen sind sie in der Wählergunst unter 25 Prozent gerutscht. Vom »Schwedischen Modell« ist nichts mehr übrig. Der Rückbau des Sozialstaats spielt auch rechten Parteien und Kräften in die Hände, die in Skandinavien an Zustimmung gewinnen.

Der Begriff des Schwedischen (Sozial-)Modells war mit der Antikrisenpolitik der schwedischen sozialdemokratischen Regierung seit Mitte der 30er Jahre als »Sweden The Middle Way« durch den amerikanischen Journalisten Marquis Child in die Welt gekommen. Der damalige USA-Präsident Franklin D. Roosevelt hatte sich bei seinem New Deal über Schweden informieren lassen. Dort wurde das keynesianische Gedankengut, von schwedischen Ökonomen zum Teil vorweggedacht, frühzeitig praktiziert und - als Teil der Wirtschaftspolitik - mit einem Konzept zur Hebung des Lebensstandards und Bildungsniveaus der Bevölkerung verbunden. In der Blütezeit des Modells in den 50er und 60er Jahren waren eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit Vollbeschäftigung, soziale Sicherheit, relativ geringe Einkommensunterschiede, Fortschritte in der Gleichstellung der Geschlechter, nahezu Chancengleichheit in Bildung und Kultur und gute gesundheitliche Versorgung auf der Grundlage...


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