Freiwillige Hilfe bei Integration

Marzahn-Hellersdorf würdigt ehrenamtlichen Einsatz für Migranten

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Ohne ehrenamtliches Engagement funktionieren viele Bereiche der Gesellschaft nicht. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf will deshalb besonders Einwohner auszeichnen, die sich für die Integration von Menschen aus anderen Ländern einsetzen. Nun ist dieser Bezirk nicht gerade der mit vielen Ausländern. In Marzahn-Hellersdorf leben rund 23 000 Migranten - die größte Gruppe sind Vietnamesen mit rund 2100 Menschen.

Doch Marzahn-Hellersdorf will künftig seinen Verpflichtungen als »Ort der Vielfalt« noch besser gerecht werden. Und so begründete Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) eine neue Tradition. Erstmals wurden von ihm Einzelpersonen, freie Träger, Projekte und Initiativen ausgezeichnet, die sich um die Integration von Migranten im Bezirk verdient gemacht haben. »Respekt und Anerkennung - das ist die härteste Währung, aber natürlich keine Vergütung«, würdigte der Bezirksbürgermeister das Engagement der Geehrten.

Mit einem Programm will der Bezirk »die Integration der unterschiedlichen Kulturen, das vielfältige und lebendige Miteinander« anregen.

Zu den Ausgezeichneten gehörten unter anderem das Gründungsmitglied der Reistrommel e.V. Bui Hong Son. Als Jüngster konnte der 17-jährige Schüler des Siemens-Gymnasiums, Wjatscheslaw Tokarew, die Urkunde entgegen nehmen. Auch die Stadträtin für Gesundheit und Soziales, Dagmar Pohle (LINKE), wurde geehrt.

Zu den Geehrten zählte auch eine Gruppe junger Menschen, die sich mehrmals in der Woche mit Schülern der Peter-Pan-Grundschule im Interkulturellen Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte, Marzahner Promenade 38, treffen. Dabei sind die Studentin Hang Thi Hoan sowie Marcel Werner und Christian Skupch.

Sie alle geben Schülern Nachhilfeunterricht, gehen zusammen ins Kino oder treiben Sport. Vor einem Jahr kam Christian Skupch auf diese Idee. Inzwischen ist daraus ein fester Treffpunkt geworden. »Vor allem die vietnamesischen Eltern haben die Initiative ergriffen«, erzählt Marcel Werner. »Sie wollen, dass ihre Kinder ordentlich Deutsch lernen.« Und weil die Eltern selbst ihre Kinder nicht richtig unterstützen können, schicken sie die Kleinen in den Kieztreff.

So kommen acht bis zwölf Schüler regelmäßig nach dem Unterricht. Die Beweggründe für die drei Jugendlichen sind unterschiedlich. Die vietnamesische Studentin hatte ein Praktikum bei der Volkssolidarität gemacht und ist dabei geblieben. Christian Skupch hat sich vor einem Jahr im Stadtteilzentrum gemeldet, er wollte Nachhilfeunterricht für Kinder geben.

Marcel Werner war auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit in den Semesterferien. Er ist im Internet auf den Kieztreff in der Marzahner Promenade gestoßen und seit den Sommerferien arbeitet er in diesem interkulturellen Projekt.

»Die Kinder kommen nach der Schule, erzählen natürlich von ihren Erlebnissen am Vormittag«, berichtet er. Auch wenn die Kinder keine Hausaufgaben zu erledigen haben, wird natürlich gelesen oder Mathe geübt. »Wir erleben vor allem, dass die vietnamesischen Kinder sehr fleißig und sehr ehrgeizig sind«, erzählt Marcel Werner. Und manchmal bleiben auch die Eltern dabei, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

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