Revolution im Heizkraftwerk

Staatsoper spielt Luigi Nono im stillgelegten Beton-Koloss in Kreuzberg / Premiere am 1. März

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa/nd). Aus einem Berliner Industriebau wird demnächst ein provisorisches Musiktheater: Für Luigi Nonos Revolutionsoper »Al gran sole carico d'amore« baut die Berliner Staatsoper das Heizkraftwerk Mitte in Kreuzberg in eine große Bühne um. Zur Premiere am 1. März wird im 1997 stillgelegten Beton-Koloss seit Wochen geprobt. Es sei für sein Haus die wichtigste Produktion dieser Spielzeit, sagt Intendant Jürgen Flimm.

Flimm hatte als Intendant der Salzburger Festspiele das 1975 uraufgeführte Werk des italienischen Kommunisten Nono (1924-1990) von der Britin Katie Mitchell inszenieren lassen. Mit Generalmusikdirektor Daniel Barenboim habe er bei seinem Wechsel an die Staatsoper beschlossen, das Werk auch in Berlin zu spielen. Monatelang habe die Staatsoper, die bis 2013 in einem Provisorium im Schiller Theater residiert, nach einem geeigneten Bau für die Neuproduktion Ausschau gehalten.

Wie in Salzburg haben Mitchell und der Dirigent Ingo Metzmacher die Berliner Erstaufführung des Werks übernommen. Die Oper stellt fünf Frauengestalten in den Mittelpunkt - von der Ur-Kommunistin Louis Michel aus der Pariser Kommune bis zur deutschen Tania Bunke, die an der Seite des Guerilleros Ernesto »Che« Guevara in Bolivien kämpfte.

Vor einer Tribüne mit Platz für 970 Zuschauer hat die Staatsoper einen Orchestergraben für 100 Musiker sowie fünf Szenenbilder aufgebaut. Auf einer acht mal 16 Meter großen Leinwand werden Details der parallel laufenden Ereignisse projiziert. »Jeder Zuschauer kann sich seine eigene Geschichte zusammenstellen«, sagte Mitchell.

In den vergangenen Jahren wurde das von 1960 bis 1964 errichtete Heizkraftwerk entkernt. Im 7000 Quadratmeter großen Betonbau sind inzwischen verschiedene Kulturprojekte untergebracht, in einem Teil, des Gebäudes residiert der Techno-Club »Tresor«, der 2007 in diese Räumlichkeiten umgezogen war. Zuvor residierte diese Institution des Berliner Nachtlebens seit Beginn der 1990er Jahre in Mitte im Tresorraum des ehemaligen Kaufhauses am Leipziger Platz.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal