Hände weg von Einweghandschuhen

Reinigungssubstanzen können durch Latex in die Haut gelangen

  • Sabine Wygas
  • Lesedauer: 2 Min.
Beim Fensterputzen, Geschirrspülen oder Badreinigen verwenden viele Menschen Einweghandschuhe, um ihre Hände beim Hausputz vor aggressiven Reinigungssubstanzen und Chemikalien zu schützen. Doch genau diesen Schutz leisten die Latexüberzieher eben nicht.

»Medizinische Einweghandschuhe schützen Ärzte und Pflegepersonal zwar sehr gut vor Infektionen, doch zum Putzen sind sie völlig ungeeignet, denn bereits nach wenigen Sekunden können die Substanzen die hauchdünnen Handschuhe durchdringen und gelangen auf die Haut«, sagt Dermatologin Andrea Bauer von der Abteilung Allergologie und Berufsdermatologie der Universitätsklinik Dresden. Zudem sind sie nicht besonders reißfest. Über die Jahre wurden die Einweghandschuhe einfach zweckentfremdet. Und das nicht nur von Putzlaien, sondern häufig auch von Putzprofis. Das hat Andrea Bauer in einer Studie herausgefunden, bei der die Behandlungsdaten von mehr als 800 Reinigungskräften mit Hauterkrankungen ausgewertet wurden.

Egal ob jemand privat oder beruflich regelmäßig putzt, die Folgen für die Hände können ohne ausreichenden Schutz fatal sein. Die Betroffenen bekommen zum Beispiel Kontaktekzeme, bei denen die Haut gerötet ist, juckt und nässt, sobald sie mit den Substanzen in Berührung kommen. »Die oberste Hautschicht, die Hornschicht, ist unsere Barriere nach außen, wie eine Mauer. Die einzelnen Steine sind die Hornzellen, der Mörtel dazwischen die Barrierefette wie Ceramide, freie Fettsäuren und Cholesterol«, so Bauer. Obendrauf liegt ein Wasserfettfilm wie eine Abdeckplatte. Bei einem Ekzem kommt dieses Gefüge ins Wanken, die Hautbarriere funktioniert nicht mehr und Stoffe, die nicht in die Haut gelangen sollten, können dort leicht eindringen. »Ekzeme können gut behandelt werden, allerdings muss der Betroffene, für einen dauerhaften Erfolg, den Kontakt zu den Reizstoffen reduzieren«, sagt Bauer. Sonst ist ein neuer Ekzemschub programmiert. Neben Hautirritationen können sich so auch Allergien entwickeln. Es dauert sieben bis 14 Tage nach Kontakt mit dem Allergen, bis der Körper eine solche Sensibilisierung entwickelt.

Jede Reinigungsflüssigkeit, ob Fenster- oder Spülputzmittel, Boden- oder WC-Reiniger, kann Hautirritationen und Allergien hervorrufen. »Putzmittel ohne Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe sind zu bevorzugen, je weniger allergieauslösende Stoffe sie enthalten, desto besser«, so die Dresdner Dermatologin. Wer ein Hautproblem bemerkt, sollte einen Dermatologen aufsuchen. »Haben die Beschwerden eine berufliche Ursache, zum Beispiel bei Reinigungskräften, schreibt der Hautarzt einen Bericht und stellt den Kontakt zur Berufsgenossenschaft her. Jeder Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, den Angestellten für spezielle Arbeiten geeignete Hautschutzcremes und Handschuhe zur Verfügung zu stellen

Ratschläge

● Tragen Sie handelsübliche Mehrweghandschuhe aus Gummi mit langen Stulpen, die idealerweise mit Baumwolle ausgekleidet sind. So schwitzt die Haut weniger leicht und kommt nicht direkt mit dem Gummimaterial in Kontakt.

● Das Putzwasser sollte Körpertemperatur haben, um die Schwitzneigung zu verringern.

● Während des Hausputzes Handschutzcreme auftragen und nach dem Arbeiten Pflegecremes verwenden. sw

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