Ehrenburg und die Exorzisten

Neuer Anlauf zu Straßenumbenennung in Rostock

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Hat Ilja Ehrenburg die Deutschen gehasst? Nicht immer und nicht alle. In Rostock droht die »Debatte« um den sowjetischen Schriftsteller und Journalisten erneut hochzukochen. Seit Jahren schwelt dort ein Konflikt um die 1987 in Rostock-Toitenwinkel nach Ehrenburg benannte Straße.

Ilja Ehrenburg hat eine Menge geschrieben. Viel davon ist Journalismus, mithin ist sicher auch Unfug dabei. Weithin unbestritten aber ist zum Beispiel der Verdienst seines »Schwarzbuches«, der ersten systematischen Dokumentation des Holocaust am Beispiel des sowjetischen Judentums. Ehrenburg verstand schon 1941, dass dies ein Krieg gegen die Juden war.

Ehrenburgs jüdisches Wider-standskomitee gehörte zu den ersten Regungen der Juden, das Opfer-Seins abzuschütteln und die Faust zu ballen. Selbst im sowjetkritischen Israel bewahrt man deshalb Ehrenburgs Andenken. Und wer etwa mit jüngeren amerikanischen Slawisten über den parteilosen (!) Schriftsteller spricht, wird schnell in Debatten über Kunststile des 20. Jahrhunderts verwickelt. Es geht dann um Symbolismus, Konstruktivismus, »Imaginismus« und Realismus. Dazu eignet sich Ehrenburg, weil er, was bei Literaten selten ist, seine eigenen Hervorbringungen in Rückschauen gern selbstiro...


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