Pferd, Hahn, Hund und andere

Frank Castorf inszenierte an der Berliner Volksbühne »Die Marquise von O.« von Kleist. Nein: nach Kleist

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Frank Castorfs Anarchokraft verstieß diesmal gegen die heilige Arbeitsordnung am Haus: Sie ging trotz erheblicher Schwächeattacken auf die Bühne. Und sie wäre wohl weit eher ein Fall für jenen Arzt gewesen, der hier die scheinbar unbefleckte Empfängnis einer verwitweten Marquise zu diagnostizieren hat (der über 90-jährige Joachim »Tommy« Tomaschewsky im kurzen Auftritt wieder unverkennbar augenschlitzig und von durchschauender Lässigkeit).

Die berühmt freche Freiheit Castorfs, in Theater- und sonstigen Texten geistöffnend zu wildern: von Beginn an merkwürdig gebremst. Hier war irgend eine Angst vor irgend etwas auf dem Weg zur Premiere nicht abgebaut worden. Als habe die Regie ihr Gebäude lediglich zu bauen vermocht aus Rumpelkammern, darin bewährtes Rüstzeug inspiziert wird.

Kleists Erzählung »Die Marquise von O.« (1808), vom Regisseur für die Berliner Volksbühne bearbeitet, erzählt die Geschichte einer Frau, die beim Überfall...


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