Tiere sind auch nur Menschen

Lothar Tarelkins Umweltmusical »Bennet«

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Katze Madame Dumont (Carmen Hatschi) und Hase Pudding Maik (Mario Rühl) mögen sich, necken sich und streiten sich. Da geht es den Tieren wie den Leuten, können Kinder in dem Musical »Bennet« erleben. Denn das wissen die Waldbewohner in ihrer Geschichte auf der Bühne und singen zusammen »Tiere sind auch nur Menschen. Menschen sind auch nur Tiere«.

In dem professionell produzierten musikalischen Umweltkrimi für Kinder ab der ersten Schulklasse erzählt das Mädchen Maja von ihrem Mitschüler Bennet (Fabian Winkelmann) und Ereignissen im Brandenburger Dorf Wolfsruh. Der Berliner Junge besucht dort gern seine Großeltern auf dem Bauernhof und ist mit den fröhlichen Tieren des Wolfsruher Waldes befreundet. Bei denen herrscht bei seinem Besuch helle Aufregung. Gerade als sie den 100. Geburtstag des Raben Paul (Justus Schmeck) feiern wollen, droht ihrer Heimat große Gefahr. Die Maschinen für die Abholzung des Waldes stehen bereit. Das Aufeinanderprallen von Gut und Böse bestimmen die Handlung des Musicals. Aber vor allem will der Schauspieler, der in vielen Fernsehfilmen und allein im Theater an der Parkaue in 15 Stücken mitwirkte, der Autor und Regisseur Lothar Tarelkin Werte vermitteln. Er geht dabei mit den Zielen der 2007 von einem neunjährigen Schüler gegründeten Initiative »Plant for the Planet« konform, in der sich Kinder gegen die Klimakrise engagieren. Weltweit wollen sie 132 Millionen Bäume pflanzen. Fast vier Millionen waren es bereits bis zum vergangenen Jahr.

Das Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt vieler Stadtkinder sei erschreckend lückenhaft, argumentiert der Autor. Ohne Wissen seien sie denkbar schlecht gewappnet, die Natur und damit in Zukunft auch ihren Lebensraum zu schützen. Tarelkin und seine Künstlerkollegen halten bei dem Musical mit ihren Mitteln und Möglichkeiten dagegen. So hat das alles einen durchaus ernsten Hintergrund, ist aber fröhlich und gewitzt in Handlung, Gesang und Tanz. Tarelkin charakterisiert die Tierarten, erzählt von Angst, Mut und Freundschaft. Er lässt die Waldbewohner angesichts der Gefahr ein Tier-UNO-Gipfeltreffen einberufen. So lernen die jungen Zuschauer neben einheimischen Tieren noch ein amerikanisches Präriehuhn, irische Hochlandschafe, einen Pinguin und Springmäuse aus Frankreich kennen.

Zuspitzungen nutzt Tarelkin in der Regie gekonnt als dramaturgische Kraftverstärker bei den Feinden des Waldes, an deren Spitze die profitgierige Raffaela Raffzahn (Monika Disse) agiert, die den das Abholzgerät dirigierenden General Tornado (Jens Wassermann) übel herumkommandiert. Doch »Geld ist nicht alles« hört man letztlich die Raffzahn singen, die eigentlich nur so sauer auf Dauer ist, weil sie sich alles Süße verkneift. Letztlich gewinnen Bennet und seine Freunde, weil sie zusammen nicht unbedingt stärker, aber klüger sind. Mit diesem Grundgedanken ist auch das von Jürgen Karney produzierte Musical nach Tarelkins Idee entstanden. Er gewann die zwei Komponisten Rainer Oleak und Michael Seidel und besetzte für einige Darstellerrollen zusätzlich Sänger. Beispielsweise hört man Frank Zander als den Umweltkiller General Tornado. Das könnte nicht grimmiger sein. Zehn gut ausgebildete Kinder und Jugendliche der Bennet Ballett- und Spielcompany tanzen perfekt nach der Choreographie von Christina Tarelkin. Ihre Handschrift ist auch bei den sich gut bewegenden Darstellern erkennbar.

Seine Feuertaufe bestand das Musical bei ersten Aufführungen im großen Saal des Berliner Hotels Estrel, unterstützt von Radio Teddy. Im Frühsommer geht »Bennet« auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Info-Tel.: 47 99 74 60, www.bennet-musical.de

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