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Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Laut Bertelsmann neuester Studie hängt »in Deutschland der »Bildungserfolg von der Herkunft ab«, liest man auf www.taz.de. Für Olav van Gerven wird »nichts Neues verkündet. Statt das Geld für diese Studie auszugeben, hätte Bertelsmann das Geld in die Förderung betroffener Schüler stecken können. Nicht erst, wenn die wenigen chancenarmen Kinder, die es bis zur Uni schaffen ein Stipendium beantragen, sondern schon im Kindergarten und Grundschule anfangen. Nur so kann die Ungerechtigkeit bekämpft werden. Nicht mit Studien.

Auch Spiegel Online nimmt sich des Themas an. In Deutschland gebe es »mehr Ab- als Aufstiege« und weiter: »Wer vom deutschen Bildungssystem einmal ausgesiebt wird, schafft es fast nie wieder zurück.« Nach Rage Guy »mögen die zusammengetragenen Punkte stimmen. Ungerecht ist das Schulsystem jedoch nicht. Es ist heute aufgrund der politischen Korrektheit verpönt, aber zwei Punkte müssen angesprochen werden: Arme Menschen legen im Schnitt deutlich weniger Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Diese Kinder kommen also nicht deshalb seltener aufs Gymnasium, weil sie kein Geld haben, sondern weil sie aus einem an Bildung desinteressierten Umfeld kommen. Bei Kindern von Ausländern verhält es sich gleich. Der Staat ist nicht in der Pflicht, diese familiären Versäumnisse zu korrigieren! Es ist doch klar, dass eher die wohlhabenden Menschen ein Interesse an Bildung haben. Bitter bemerkt EmmaDeel: »Die ›bildungsfern‹ Ausgebildeten werden ja nicht wirklich gebraucht, als Asoziale verursachen die doch nur unnötige Arbeit und Kosten. Dieser White Trash versteht doch nur (ökonomischen) Zwang, und da sind wir mit H4 gut aufgestellt. Das größte Problem ist, sie in den Ghettos ruhig zu halten. Sollte die Volksdroge TV versagen, dürfte dies mit Gewalt durch just aus diesen Kreisen rekrutiertem schlagkräftigem Wachpersonal gelingen. Ausgebildete willfährige Spitzenkräfte hat es genug. Vor allem in der Politik zeigt sich zunehmend eine Vererbung der Posten, das mag bürgerfern sein, gibt aber Stabilität.«

Auch auf www.sueddeutsche.de hat sich »in Sachen Chancengerechtigkeit in Deutschland immer noch zu wenig getan«. Für hobuk ist dies »kein Wunder: Frontalunterricht, stupides Pauken lebensferner Unterrichtsinhalte, mangelnde pädagogische Ausbildung und frustrierte Lehrkräfte, das Ganze in einem lustlos gestalteten Schulhaus. Wenn dann noch aufgrund mangelnder finanzieller Mittel die Nachhilfe nicht möglich ist, wundert mich nichts mehr.« Begbie2011 meint: »Das dreigliedrigen Schulsystem, Teilzeitunterricht und das besonders an höheren Schulen gelebte Prinzip ›Aussortieren statt Fördern‹ haben die sozialen Ungleichheiten über Jahre verfestigt.«

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