Ohne Motor

Ferdi Breidbach / Der 73-Jährige ist der prominenteste Flughafen-Gegner. Jetzt gibt er auf

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Eins steht fest: Ohne Ferdi Breidbach an der Spitze des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB) wird es ruhiger werden an der Protestfront gegen den neuen Flughafen in Schönefeld. Auf seine flammenden Reden gegen die »Bananenrepublik Deutschland« und »verkommene Politiker«, die in Sachen Flughafen »lügen, dass sich die Balken biegen«, müssen die Schönefeld-Gegner künftig wohl verzichten. Ferdinand Breidbach, den alle nur »Ferdi« nennen, hat sämtliche Tätigkeiten für die mit 5000 Mitgliedern größte und älteste Bürgerinitiative gegen Flughafen eingestellt. Nur BVBB-Ehrenvorsitzender möchte er bleiben.

Mit ihm warfen auch die bisherige Vorsitzende Astrid Bothe sowie Stellvertreterin Heike Saase das Handtuch. Offenbar gibt es heftige Auseinandersetzungen über die künftige Ausrichtung des Vereins. Breidbach wird vorgeworfen, sich gegen eine Zusammenarbeit mit anderen Bürgerinitiativen zu sperren, was dieser allerdings zurückweist. Pressesprecher Kristian-Peter Stange hatte den 73-Jährigen als »starrsinnig, cholerisch verbittert und beratungsresistent« bezeichnet. Als Breidbach daraufhin keine Mehrheit für die Abberufung Stanges fand, zogen er und seine Mitstreiterinnen die Konsequenzen.

Ob der Verein ohne seinen Motor weiter den Widerstand gegen den Flughafen anführen kann, bleibt abzuwarten. Der BVBB wurde Ende 1995 gegründet, sieben Jahre lang war Breidbach sein Chef. Er organisierte die ersten Demos und die Sammelklage gegen den Flughafen. Das Bundesverwaltungsgericht genehmigte zwar 2006 dessen Bau, sprach aber ein eingeschränktes Nachtflugverbot aus. Immerhin ein Teilerfolg für Breidbach, der den Kampf fortsetzte. Denn 1994 hatte sich der einstige CDU-Bundestagsabgeordnete in der Nachbarschaft Schönefelds ein Häuschen gekauft, darauf vertrauend, dass der Flughafen woanders gebaut wird. Es kam anders, vor allem dank des Einsatzes der CDU, der er empört den Rücken kehrte.

Entmutigen lässt sich Breidbach auch vom bevorstehenden Eröffnungstermin des Flughafens nicht. »Dann werden die Wutbürger erst richtig loslegen.«


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