Nicht nur der Adel vertrieb Napoleon

Was eine Neuerscheinung aus russisch-britischer Feder zum Russlandfeldzug der Grande Armée 1812 verschweigt

  • Heinz Köller
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Der grandios gescheiterte Feldzug Napoleons gegen Russland, dessen 200. Jahrestag alsbald zu gedenken ist, hat einige Neuerscheinungen auf den Buchmarkt gebracht. Ein bemerkenswertes Buch stammt aus der Feder von Dominic Lieven, Professor für russische Geschichte in London.

Napoleon verlässt fluchtartig Moskau
Napoleon verlässt fluchtartig Moskau

Russlands Rolle in den antinapoleonischen Kriegen 1807 bis 1814 werde von westlichen Historikern nicht immer zutreffend beschrieben, meint Dominic Lieven und will also »Fehldeutungen« korrigieren. Richtig ist zweifellos, dass es seit 1808 russischerseits ein begründetes Misstrauen gegenüber dem Kaiser der Franzosen gab. Napoleons überschwänglich bekundete Freundschaft zu den Russen wurde vom Zaren und dessen Vertrauten durchschaut. Alexander I. und seine Berater hatten sehr wohl auch die Gefährdung des russischen Adelssystems unter dem Einfluss der Französischen Revolution erkannt und hielten daher eine gewisse Lockerung der adligen Suprematie für unvermeidlich.

Die Realisten

Während kurzsichtige Teile der Petersburger Gesellschaft einen Frieden mit Frankreich begrüßten, konzentrierten sich Realisten um Alexander auf die Aufdeckung der Pläne Napoleons. Lieven schreibt, bereits im Sommer 1810 sei eine Anzahl »sehr kompetenter Offiz...


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