Wodka für alle

Im Kino: Wladimir Kaminers »Russendisko«

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Es ist über zehn Jahre her, da passierte mir das Unglück, in einer Lesung von Berliner Senatsstipendiaten mit Wladimir Kaminer auftreten zu müssen. Nein, nicht bei einer seiner »Russendiskos« im Kaffee Burger, wo heute die Touristenbusse stoppen, weil dies angeblich ein besonders authentischer Ort der Berliner Underground-Szene ist, sondern im Brechthaus.

Bei meiner Ankunft bekam ich mein spärliches Lesehonorar in die Hand gedrückt und hielt es dort noch, während ich zu Kaminer trat, der jedoch nicht mich ansah, sondern das Geld in meiner Hand. Da wusste ich, dieser Autor besaß etwas, was ich nicht besaß: Sinn für Realitäten. Ich las wie gegen eine Wand, aber Kaminer erwärmte danach die Zuhörer in Sekunden mit seinem schwer rollendem »R«. Das klingt vielleicht etwas nachtragend, jedoch: Kaminer konnte gar nichts dafür - er wurde einfach nur übermäßig geliebt. Und Liebe ist bekanntlich keine verhandelbare Größe.

Inzwischen wuchs...


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