Die »Titanic«

ANNOTIERT

  • Horst Diere
  • Lesedauer: 2 Min.
Die »Titanic«

Pünktlich zum 100. Jahrestag des Untergangs der »Titanic« legt die an der Universität Aarhus in Dänemark lehrende Professorin für Musikwissenschaft und Kulturgeschichte Anna Maria Koldau ein neues Buch über die »Titanic« vor. Die mit dem Untertitel geschürte Erwartung wird auf hervorragende Weise erfüllt. Die Autorin weiß sehr genau, dass es die Wahrheit über den Untergang der »Titanic« nicht gibt, viele Fragen wahrscheinlich nie mehr beantwortet werden können. Koldaus sachlich-nüchterne und dennoch emotional berührende Darstellung des Unglücks samt seiner Vorgeschichte und unmittelbaren Nach- sowie Fernwirkungen bietet dem Leser, gemäß der erklärten Absicht der Autorin, ein »weitaus deutlicheres Bild, als es durch den Mythos verbreitet wurde«.

Das Buch beginnt mit einer Betrachtung der Nordatlantikschifffahrt und ihrer zentralen Bedeutung für den internationalen Güter- und Personenverkehr in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und des dabei geführten erbitterten Konkurrenzkampfes, in dessen Verlauf der amerikanische Bankier und Eisenbahnmagnat J. P. Morgan u. a. die englische White Star Line-Reederei aufkaufte. Kenntnisreich werden Entstehungsgeschichte, luxuriöse Ausstattung und Design sowie die soziale Schichtung der Passagiere des 46 328 BRT (Bruttoregistertonnen) messenden Schiffs beschrieben, das am 10. April 1912, kurz nach 12 Uhr mittags, aus Southampton zu seiner Jungfernfahrt nach New York auslief.

Im Mittelpunkt jeglicher Art von Beschäftigung mit dem »Titanic«-Thema steht natürlich die Kollision des Luxusdampfers mit einem Eisberg am 14. April gegen 23.40 Uhr, etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland, wobei die genaue Position beim Untergang bis heute unklar ist. Es ist bemerkenswert, mit welcher Sachkenntnis sich die Autorin Vertuschung, Verschleierung und Verfälschung von Fakten hinsichtlich des Untergangs in nächtlicher, spiegelglatter See am 15. April, um 2.20 Uhr, auseinandersetzt. Von den 2240 an Bord befindlichen Menschen starben knapp 1500. Schuldig gesprochen wurde letztlich niemand. Der britische Untersuchungsausschusses urteilte, »ungewöhnliche äußere Umstände« hätten zur Katastrophe geführt.

Linda Maria Koldau: Titanic. Das Schiff. Der Untergang. Die Legenden. C.H. Beck. 303 S., geb., 19,95 €.

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