Miss X und Mister Y

Alle finden anonymisierte Bewerbungen gut, doch verpflichtend sollen sie nicht werden

  • Ines Wallrodt
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Kein Foto, keine Angaben zu Namen, Alter, Geschlecht, Herkunft oder Familienstand: Anonymisierte Bewerbungen geben Menschen Chancen, die sie bisher nicht gehabt hätten. In englischsprachigen Ländern sind diese Verfahren seit Jahrzehnten üblich. In Deutschland hat ein Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes die Diskussion ins Rollen gebracht.

Astrid Braungart ist bestens ausgebildet. Sie hat in München Politik und VWL studiert, in verschiedenen Leitungspositionen bei Adidas und Siemens gearbeitet. Trotz ihrer Qualifikation glaubt sie, dass es besser für sie war, dass sie sich beim Geschenkevermittler Mydays anonym bewerben konnte - also ohne Foto, Name, Alter, Familienstand. So ist nicht sofort aufgefallen, dass die 46-Jährige eine siebenjährige Tochter hat. Braungart kennt die skeptischen Fragen von Personalleitern nach der Kinderbetreuung genau. Sie ist überzeugt: »Manchmal wurde ich wegen meines Alters und meines Kindes gar nicht erst zum Gespräch eingeladen.«

Ihr persönlicher Eindruck ist von Studien belegt: Frauen mit Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund sowie ältere Arbeitssuchende werden bei Bewerbungsverfahren benachteiligt. Personalleiter entscheiden nach einem kurzen Blick, auf welchem Stapel die Bewerbungsmappe landet. »Klischees und Vorurteile verring...


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