Es werden Systemzwerge kreiert

Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel über die Krise und das Versagen seiner Zunft

Hochschulen im Umbruch: Das Angebot an kritischen Lehrveranstaltungen nimmt ab, behaupten fortschrittliche Hochschulangehörige. In den vergangenen vier Jahren haben deshalb studentische Initiativen an vielen Hochschulen Lektürekurse unter dem Titel »Das Kapital lesen« organisiert. nd sprach darüber auch mit Professor Rudolf Hickel.

Rudolf Hickel, geboren 1942, war Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Bremen und von November 2001 bis Oktober 2009 Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft. Seit 1975 ist der heute 70-Jährige Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und wirkt zudem im Wissenschaftlichen Beirat von Attac mit. Im »neuen deutschland« schreibt Hickel seit Jahren im Wechsel mit Robert Kurz, Christa Luft und Harry Nick eine wirtschaftspolitische Kolumne.
Rudolf Hickel, geboren 1942, war Professor für Finanzwissenschaft an der Universität Bremen und von November 2001 bis Oktober 2009 Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft. Seit 1975 ist der heute 70-Jährige Mitglied der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und wirkt zudem im Wissenschaftlichen Beirat von Attac mit. Im »neuen deutschland« schreibt Hickel seit Jahren im Wechsel mit Robert Kurz, Christa Luft und Harry Nick eine wirtschaftspolitische Kolumne.

nd: Eigentlich müssten Sie der Finanzmarktkrise dankbar sein, weil die neoklassische Wirtschaftslehre sich sichtbar als Irrweg erwies.
Hickel: Wäre man eitel, könnte man der Finanzmarktkrise dankbar sein, weil sie uns Kritikern recht gegeben hat. Aber derlei Dankbarkeit bricht ganz schnell in sich zusammen, wenn man sieht, was dieser Casinokapitalismus ausgelöst hat. Gemessen an den Belastungen und Schäden, die die Finanzindustrie für die kleinen und mittleren Unternehmen und am Ende den Steuerzahler angerichtet hat, kann sich niemand über die Krise freuen. Ich wäre dankbarer, man hätte uns Kritikern des Neoliberalismus früher zugehört und so möglicherweise die Finanzmarktkrise verhindert.

Die Volkswirtschaftslehre, die heute an den Unis immer noch üblich ist, hat kläglich versagt: die Hypothekenkrise wurde verpennt, die Bankenkrise unterschätzt, der Schulden- und Währungskrise begegnet man mit gepflegter Hilflosigkeit. Wasser auf I...



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