Schwerer Fall von Alltag

M. Mosblech tot

  • Sabine Stefan
  • Lesedauer: 2 Min.

Nichts kehrt wieder, und doch dominiert fortdauernd Gleiches. »Tatort« und »Polizeiruf 110« sind im Abendprogramm des Fernsehens in regelmäßigen Abständen letzte Bastionen einer aufhellend bösen Sicht auf die Realität: Korruption, mafiotische Strukturen, Fremdenhass, Gier im Zentrum des Gefildes, darin die politische Klasse ihre institutionelle Unantastbarkeit feiert. Und zwar von Verbrechen zu Verbrechen. So, wie es zu DDR-Zeiten ebenfalls der »Polizeiruf 110« war, der die Kamera aufs brüchige Gefüge einer Wirklichkeit richtete, die ansonsten Verbot hatte, medial zu erscheinen.

Der Regisseur Manfred Mosblech, 1934 in Berlin geboren, gehörte zu den Pionieren (»Blaulicht«) wie auch Meistern des ambitionierten Krimis, der erzieherisch-mahnende Anliegen nie den Spannungsgeboten des Genres opferte. Einige seiner Krimis wurden in DDR-Zeitungen mit einer besonderen Sorgfalt rezensiert: so, als seien sie Kassiber aus einem ästhetischen Feld, das man begrüßend benennen wollte, ohne es an den Argwohn der Offiziellen zu verraten. Mosblechs beste Filme leuchteten in ungeschminkte Gegenwart, ins Aufgebrauchte, Müde, Zerschlissene; hinter den Kulissen des jeweiligen Kriminalfalles zeigte sich lastender Alltag.

Aber Mosblech war auch Regisseur von Filmen wie »Standesamt - Eintritt frei«, »Rotfuchs«, »Heimkehr in ein fremdes Land«; er meinte es ernst, wenn er sagte, er wolle Filme machen, »die den Leuten gefallen«. Er wusste, was des Fernsehens ist, er war ein überzeugter Handwerker des Unterhaltens.

Nun ist Manfred Mosblech im Alter von 77 Jahren gestorben.

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