Würdigung und Disput

  • Peter H. Feist
  • Lesedauer: 1 Min.

Der kenntnisreiche, wortgewaltige Kunsthistoriker Werner Haftmann beherrschte in den 1950er Jahren die Meinungsbildung in der Bundesrepublik über moderne Kunst. In Europa könne diese künftig nur abstrakt sein. Das war Bestandteil des ideologischen Kalten Krieges gegen den Osten und dessen Realismus. Dem diente auch der Bau einer Neuen Nationalgalerie im geteilten Berlin, da die alte im Ostteil stand. Haftmann wurde 1967 Gründungsdirektor.

Anlässlich seines 100. Geburtstages lud der jetzige Direktor Udo Kittelmann nun zu einem Podiumsgespräch ein, das Jörn Merkert, einst Mitarbeiter Haftmanns und später Direktor der Berlinischen Galerie, und der Österreicher Werner Hofmann, ehemals Direktor der Hamburger Kunsthalle, vor weit über hundert gespannt Zuhörenden führten.

Übereinstimmende Achtung vor Haftmanns Fähigkeiten und Leistungen, Kritik an seiner Selbstherrlichkeit und Hofmanns prinzipiell andere, auch auf Marx verweisende Auffassung von einer mehrspurigen Kunstentwicklung blieben nebeneinander bestehen. Für Kittelmann, jünger als die Disputanten, muss ein Museum bereits auf andere Art wirksam werden als unter Haftmann, und er sehe abermals veränderten Auffassungen nächstfolgender Generation entgegen. Peter H. Feist

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