Militärs in der Garnisonkirche

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Potsdam (epd). Altbischof Wolfgang Huber schließt die Notwendigkeit weiterer öffentlicher Mittel für den geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche nicht aus. Ziel bleibe jedoch weiterhin, das 100 Millionen Euro teure Projekt durch Spenden und Sponsoren zu finanzieren, sagte der evangelische Altbischof am Donnerstagabend. Nachdem die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg das Bauvorhaben gefördert haben, sei »die Zeit, in der wir diese Mittel ausschließen können, vorbei«, sagte Huber. Die Dankbarkeit für die bisher erhaltene Unterstützung verbiete jedoch, sich mit weiteren finanziellen Anfragen an die Stadt oder das Land zu wenden.

Bisher hatten die Stadt Potsdam das Grundstück und das Land Brandenburg rund zwei Millionen Euro aus SED-Vermögen zur Verfügung gestellt. Nach derzeitigem Stand soll zunächst bis zum Reformationsjubiläum 2017 für rund 40 Millionen Euro der Turm der 1968 gesprengten Kriegsruine wieder aufgebaut werden.

In einem an Huber überreichten Offenen Brief der Bürgerinitiative »Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche« heißt es, man werde bei der Finanzierungsfrage »den Eindruck des Taktierens, des Verbreitens von Halbwahrheiten, des Zurückhaltens wichtiger Informationen, fehlender Transparenz und mangelnder Klarheit nicht los«. Den Brief hatten in nur zwei Tagen 80 Menschen unterzeichnet.

Huber wies die Vorwürfe zurück. Die Stiftung für den Wiederaufbau der Kirche habe ein »unzweifelhaftes Interesse« an einer transparenten Diskussion, sagte der Altbischof, der Kuratoriumsvorsitzender ist. Auf viele Fragen gebe es bereits Antworten. So solle der antifaschistische Widerstand zwar Thema in der Garnisonkirche sein, aber nicht zu einem neuen Mythos aufgebaut werden, um die Nutzung der Kirche durch die Nazis 1933 »auszugleichen«, betonte Huber. Die Kirche solle zudem »nicht vorrangig ein Ort des Militärs« werden, aber »Staatsbürger in Uniform« auch nicht ausschließen.

Die Bürgerinitiative kritisiert, die Garnisonkirche werde zum »Ort der Vorbereitung des Widerstands der Männer des 20. Juli« umdefiniert. Die Beteiligung der Militärseelsorge an der Stiftung deute zudem darauf hin, dass die Kirche »wieder zu einem zentralen Ort des kirchlich-militärischen Komplexes« gemacht werden soll.

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