Magie trifft Ökonomie

Theatertreffen: Thalia Theater Hamburg: »Faust 1 + 2« von Nicolas Stemann

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Rollenspiele. Wer ist wer? Faust und Mephisto wissen ohnehin immer nur im Spiegel ihres Gegenübers, wer sie möglicherweise gerade sind (Persönlichkeit ist auch nur eine Frage des Aggregatzustands) - nun aber gerät auch noch Gretchen in den Strudel: Mal ist sie die Verführte, mal der Verführer. Faust mit seinem weiblichen alter ego im Selbstgespräch. Das ist eines der Hauptmotive in Nicolas Stemanns Hamburger Faust-Inszenierung: Wo ende ich und beginnt ein anderer? Identität scheint in Zeiten multimedialer Bilderlabyrinthe ebenso brüchig wie fließend geworden zu sein. Goethes »Faust«, so sagt Stemann, sei ein einziger großer innerer Monolog.

Schon seltsam, wie viel von unserer Gegenwart Goethe vorwegnimmt. »Faust« ist das Spiegelbild einer sich kapitalisierenden Gesellschaft im 19.Jahrhundert. Glück ist käuflich, bei jedem Handel, der beschlossen wird, ist der Teufel dabei. Es geht um die Magie des Geldes als treibender Kraft in der...


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