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Altschulden blockieren notwendigen Abriss

Wohnungsunternehmen befürchten dramatische Zunahme der Leerstandsquote in den Randregionen des Landes

Die kommunalen Wohnungsunternehmen und die Wohnungsgenossenschaften, die sich im Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen (BBU) zusammengeschlossen haben, ließen seit 2002 fast 52 000 Quartiere in Brandenburg abreißen. Ohne dies würden einige Orte heute Geisterstädten ähneln. In Luckenwalde beispielsweise würde nur jedes zweite Haus bewohnt sein, in Eisenhüttenstadt würde der Leerstand 40 Prozent betragen.

Mit den Fördermitteln den Bundes für den Stadtumbau Ost gelang es aber, die Leerstandsquote in Brandenburg von 18,1 auf 10,7 Prozent zu senken. Doch jetzt geht es nicht weiter voran. Für 27 608 Wohnungen gab es Ende 2011 keine Mieter. Das waren gerade einmal zwölf weniger als im Jahr zuvor, erläuterte BBU-Vorstand Maren Kern gestern. Verantwortlich machte sie Kürzungen beim Stadtumbau Ost und die Unsicherheit, wie es mit dem Förderprogramm weitergeht. Ein noch größeres Problem sind nach BBU-Angaben die nicht erlassenen Altschulden. Es sei nicht möglich, Wohnblöcke zu beseitigen, wenn sie bei den Banken als Sicherheit für die Schuldenlast eingetragen sind. Trotzdem verursachen diese Quartiere aber Kosten. Das Geld fehle dann für Investitionen.

Wenn sich nichts ändert, nehme die Leerstandsquote bis 2020 wieder zu, erklärte Maren Kern. Besonders treffe es die Randregionen Brandenburgs, wo die Einwohnerzahlen weiter sinken. Dann würde es etwa in der Uckermark drei Viertel mehr Leerstand geben als heute. Spitzenreiter bei der Leerstandsquote wären schließlich Spree-Neiße mit 21,3 Prozent und die Prignitz mit 20,9 Prozent. Ganz anders sieht es im Berliner Speckgürtel aus. Die Stadt Teltow beispielsweise soll den Bevölkerungsprognosen zufolge in acht Jahren stolze 19,8 Prozent mehr Einwohner zählen als heute, die Stadt Potsdam 12,2 Prozent. Dabei sind Wohnungen in der Landeshauptstadt heute schon knapp und teuer. Die Leerstandsquote liegt hier bei 1,9 Prozent, in Königs Wusterhausen sogar nur bei 1,1 Prozent und in Bernau bei 1,6 Prozent. Als normal wird ein Leerstand von drei Prozent angesehen. Diese Marke ist auch in Berlin mit 2,6 Prozent inzwischen unterschritten. Im Umland wäre also ein massiver Wohnungsneubau angebracht, allein Falkensee braucht nach BBU-Berechnungen 1700 zusätzliche Quartiere. Der Verband ruft nach Fördermitteln. Ohne Finanzspritzen müssten monatlich 8,50 Euro Miete pro Quadratmeter gefordert werden, und dies sei für die Mehrzahl der Menschen unzumutbar.

Die durchschnittliche Nettokaltmiete bei den BBU-Firmen liegt jetzt im Berliner Umland bei 4,94 Euro pro Quadratmeter und damit bloß zehn Cent unter dem Berliner Wert. Außerhalb werden 4,38 Euro verlangt. Der Zuwachs um 1,9 Prozent beziehungsweise 2,1 Prozent im Umland bewege sich auf dem Niveau der Inflationsrate, bemerkte Kern.

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