Helicobacter pylori: Kleiner Keim - großer Schaden

Der Helicobacter pylori ist ein Keim, der sich im Magen einnistet und oft jahrelang unbemerkt bleibt. Erst vor 20 Jahren entdeckten ihn die amerikanischen Forscher Barry Marshall und Robin Warren. Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre in Magen und Zwölffingerdarm sowie Krebs gehen auf das Konto dieses Keimes. Weltweit ist die Hälfte der über 50-Jährigen mit ihm infiziert und ca. 33 Millionen Deutsche. Damit ist die Helicobacter-pylori-Infektion nach Karies die zweithäufigste Infektionskrankheit überhaupt. Der genaue Ansteckungsweg gibt nach wie vor Rätsel auf. Am wahrscheinlichsten ist nach Ansicht der Wissenschaftler eine Übertragung von Mund-zu-Mund, über den Stuhl sowie durch den Verzehr von infizierten Nahrungsmitteln oder Oberflächenwasser. Vermutlich ist das kindliche Immunsystem dem Angriff des Keims noch nicht gewachsen, denn dieser nistet sich bereits im frühesten Kindesalter ein. Die Angewohnheit mancher Mütter, den Schnuller ihres Babys mit dem eigenen Speichel zu reinigen, kann zu einer Übertragung führen, falls die Mutter den Keim in sich trägt. Dass ein Erwachsener einen Erwachsenen ansteckt, gilt als unwahrscheinlich. Obwohl zunächst unbemerkt, macht der Keim früher oder später auf sich aufmerksam. Mit seinen fadenförmigen Geißeln ist der Keim extrem beweglich und verteilt sich über die gesamte Magenschleimhaut. Er gräbt sich unter die Schleimschicht der Magenwand und heftet sich dort an die Zellen der Magenschleimhaut. Diese reagieren irritiert; eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) ist die Folge. Ob sich die Gastritis mit der Zeit zu einem Geschwür entwickelt, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Wem immer wieder Druck- und Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit oder Brechreiz zu schaffen machen, sollte dies nicht auf die leichte Schulter nehmen, so die Experten. Besondere Vorsicht ist bei so genannten Alarmsymptomen wie wiederholtem Erbrechen (auch mit Blut), unklarem Gewichtsverlust oder schwarzem Stuhl geboten. Nicht selten steckt hinter diesen Beschwerden der Magenkeim Helicobacter pylori. Tatsache ist: Etwa 80Prozent der Magenschleimhautentzündungen, 95Prozent der Zwölffingerdarmgeschwüre sowie 70 bis 85Prozent aller Magengeschwüre gehen zu Lasten des Magenbakteriums. Es gibt aber auch Menschen, bei denen der Keim keine Beschwerden verursacht. Verschiedene Faktoren entscheiden darüber, so z.B. erbliche Veranlagung, Infektionskrankheiten, die die Abwehr schwächen, Alkohol, Rauchen oder Stress. Wie wird man den Keim wieder los? Vor jeder Therapie steht die Diagnose, die heute zweifelsfrei mit modernsten Nachweisverfahren möglich ist, wie die Experten garantieren. Gängige Diagnosepraxis ist eine Magenspiegelung (Gastroskopie), bei der man über einen dünnen, biegsamen Schlauch den Magen und Zwölffingerdarm einsehen und schmerzfrei Gewebeproben entnehmen kann. Anhand dieser Probe erkennt der Mediziner, ob der Keim tatsächlich Ursache für die Beschwerden ist, wie stark die Magenschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen ist und ob bösartige Veränderungen oder Krebs vorliegen. Mittlerweile kommen auch Atem-, Stuhl- und Bluttests dem Keim sehr zuverlässig auf die Schliche, sie verraten aber nichts über den Zustand der Magen- und Zwölffingerdarmschleimhaut. Eine spezielle medikamentöse Behandlung, die die Fachleute auch als Eradikationstherapie bezeichnen, heilt krankhafte Veränderungen in Magen und Zwölffingerdarm ab und beugt Magenkrebs vor. Mediziner schwören auf den Erfolg der so genannten Tripeltherapie, bei der sieben Tage lang drei verschiedene Arzneistoffe zum Einsatz kommen, um den Keim zu bekämpfen. Als Folge dessen lassen die Magenbeschwerden nach, Geschwüre heilen vollständig ab und die Entstehung von Magenkrebs wird rechtzeitig verhindert. Nach einer erfolgreichen Behandlung des Magenkeims kommt es in den Industriestaaten nur noch in 0,5 b...

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