Humboldt-Universität optimistisch, Elite zu werden

Wer die hunderten Millionen Euro aus der bundesweiten Exzellenzinitiative erhält, entscheidet sich am heutigen Freitag

  • Ulrike von Leszczynski, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Marzipantorte will Jan-Hendrik Olbertz an diesem Freitag auf jeden Fall anschneiden. Marzipan beruhigt, findet der Präsident der Berliner Humboldt-Universität. Gelassenheit kann nicht schaden, wenn nachmittags die Sieger im bundesweiten Spitzenforschungs-Wettbewerb der Universitäten (Exzellenzinitiative) verkündet werden. 2,7 Milliarden Euro verteilen Bund und Länder. Die HU will ein großes Stück von diesem Kuchen, mehr als 250 Millionen Euro. Doch die Konkurrenz schläft nicht, die Freie Universität Berlin (FU) ist auch wieder im Rennen. Die Stimmung an der HU? »Wir warten gespannt, aber auch zuversichtlich auf das Ergebnis«, sagt Olbertz.

Wie sich das Leben als Exzellenz-Uni anfühlt, weiß die FU seit 2007. Damals setzte sie ihre Ideen in allen drei Förderlinien durch und erhielt insgesamt 120 Millionen Euro. 36 Millionen flossen in das Strategiemodell einer »Internationalen Netzwerkuniversität«, die auf Verbindungen ins Ausland setzt. Heute bilanziert die Hochschule, dass sie mit ihrem Zukunftskonzept aus einem Förder-Euro zwei gemacht hat.

Sie konnte auch Fächer zusammenführen, die vorher noch nie kooperierten - zum Beispiel im Projekt »Languages of Emotion« (Sprachen der Gefühle). Dessen Forscher fanden gerade heraus, dass Popmusik immer trauriger wird. Dieses Mal will die Dahlemer Hochschule mit regionalen Netzwerken punkten - Verbindungen zu den nahen Max-Planck-Instituten und Helmholtz-Zentren. Es geht um wissenschaftlichen Nachwuchs und Karrierewege. Und zusätzlich um neue Forschungsbereiche, darunter seltene Krankheiten.

Für die HU ist der Weg steiniger. Sie hat 2007 zwar auch Mittel für fachübergreifende Forschungsbereiche (Exzellenzcluster) und Promotionsprogramme (Graduiertenschulen) im Wettbewerb eingeworben. Mit ihrer Bewerbung für ein prestigeträchtiges Zukunftskonzept, das einer Hochschule erst den Exzellenz-Status einbringt, ist Berlins älteste Uni aber bisher gescheitert. Nun ist es der letzte Versuch, die Exzellenzinitiative läuft 2017 aus. Gemeinsam mit der Technischen Uni Dresden ist die HU die einzige ostdeutsche Hochschule, die noch im Rennen ist. Sonst kommt die Konkurrenz aus Bremen, Bochum, Köln, Mainz und Tübingen.

Zu einer Schicksalsfrage will HU-Präsident Olbertz den Wettbewerb dennoch nicht machen. »Aber unerfreulich und ärgerlich wäre ein Scheitern schon«, sagt er. Die Bewerbung habe seit Herbst 2010 einen Großteil seiner Zeit und Kraft in Anspruch genommen - und mehr als 500 Seiten Papier. Auch ohne den ersehnten Geldsegen solle das ehrgeizige Zukunftsprojekt »Bildung durch Wissenschaft«, das Humboldts Ideale in die Gegenwart übersetzt, verwirklicht werden - nur eben mit alternativen Finanzmitteln. Es kann allerdings dauern, bis diese vielen Millionen eingeworben sind. Und auch die laufenden Forschungen müssen weiterfinanziert werden - sonst war der ganze Elite-Wettbewerb nur ein Strohfeuer.

»Ich halte auch eine Bundesfinanzierung einzelner Projekte oder ganzer Hochschulen nach wie vor für möglich und sinnvoll«, sagt Olbertz zu diesem Punkt. In den nächsten fünf Jahren könnten dafür die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. Ganz heiße Kandidaten für eine neue Kooperationsform zwischen Land und Bund sind die Charité und das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin.

Auch an der Freien Universität legt man Wert darauf, dass Erfolg nicht nur von der Exzellenzinitiative abhängt. Dennoch bedeutet sie viel. »Es wäre selbstverständlich eine große Enttäuschung, wenn die nächste Runde weniger erfolgreich verläuft«, sagt Präsidenten-Sprecher Goran Krstin. »Ich bin von Berufs wegen Optimist«, ergänzt Olbertz für seine HU.

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