Anwohner gegen Hochhäuser

Initiativen protestieren gegen geplanten Luxusneubau in Treptow

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Gegen die Bebauung des Spreeufers!« Unter diesem Motto luden gestern der Initiativkreis »Mediaspree versenken« und die »Anwohnerinitiative Fanny-Zobel-Straße« zur gemeinsamen Pressekonferenz vor die Niederlassung der Agromex GmbH in der Chausseestraße nach Berlin-Mitte.

Anlass war die geplante Neubebauung der Freifläche zwischen dem Allianzgebäude und den Twin-Towers in Alt-Treptow durch Agromex. Das Unternehmen hatte das 7000 Quadratmeter große Ufergrundstück im Sommer 2011 von der Hamburger Adler Real Estate erworben und plant dort nun den Bau von hochpreisigen Eigentumswohnungen und einem Hotel. Anwohner befürchten, dass sie von Hochhäusern mit bis zu 19 Geschossen zugebaut werden, die ihnen auch die Sicht auf die Spree nehmen.

Zwischenergebnisse des hierfür ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs sollten gestern Vertretern von Senat und dem Bezirk Treptow-Köpenick vorgestellt werden. Der Siegerentwurf soll nach den Sommerferien feststehen.

Die Anwohner kritisieren vor diesem Hintergrund die mangelnde Transparenz im Planungsprozess und befürchten einen drastischen Anstieg ihrer bereits angehobenen Mieten. »Wir wollen keine Luxusbebauung an der Spree! Und wenn gebaut wird, müssen wir Anwohner in den Vorgang mit einbezogen werden«, so Jürgen Starke, Mieter aus der Fanny-Zobel-Straße, gegenüber »nd«.

Er beanstandet vor allem die Heimlichtuerei von Agromex und dem Bezirksamt. So hätten sowohl das Bauunternehmen als auch das Bezirksamt bisher jede Nachfrage abgeblockt. Über den Neubau der Hochhäuser hätten die Anwohner nur aus einem Informationstext im Briefkasten erfahren.

»Die Mieter sollen vor vollendete Tatsachen gestellt werden«, moniert Michael Schubert von der Stadteilgruppe »Karla Pappel«. Die Gruppe unterstützt zusammen mit »Mediaspree versenken« die Anwohner. Die beiden Initiativen wollen das Problem der in der ganzen Innenstadt steigenden Mieten in Verbindung mit dem intransparenten stadtentwicklungspolitischen Ansatz des Senats thematisieren.

»Ein Hochhaus mit neunzehn Stockwerken ist weder ästhetisch schön noch ökologisch sinnvoll«, meint Robert von »Mediaspree versenken«.

Statt Anwohnern riesige Betonklötze vor die Nase zu bauen, sollte es mehr öffentliche Grünflächen in der ganzen Stadt geben. Im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz sollte auch das direkte Gespräch mit Verantwortlichen von Agromex gesucht werden. Vor Ort befindliche Mitarbeiter waren aber weder gegenüber den Anwohnern noch gegenüber der Presse zu Auskünften bereit und verwiesen auf ihr Hausrecht. »Das Verhalten von Agromex zeigt, dass kein Wille zu einer für die Mieter akzeptablen Lösung besteht«, so Schubert.

Jürgen Starke hofft aber dennoch, dass Agromex das Gespräch mit den Anwohnern suchen werde. Die Initiative will jedenfalls weiterhin öffentlichen Druck aufbauen. Berlin sei schließlich nicht einfach eine zu kaufende Ware.

Das Projekt Mediaspree

● Mediaspree ist eines der umfangreichsten Investorenvorhaben Berlins.

Das Konzept sieht die Bebauung eines Teilabschnitts des Spreeufers mit Funktionsbauten wie Hotels, Penthouses, Lofts und Bürokomplexen vor.

● Die Planungen basieren in ihrer Gesamtheit auf Stadtentwicklungsplänen der 1990er Jahre, die zu dieser Zeit aufgrund der schlechten finanziellen Situation nur teilweise verwirklicht wurden.

● Zielsetzung des Projektes ist die Ansiedlung von Kapitaleignern zum Ausbau der örtlichen Infrastruktur und Entwicklung des Standorts.

● Unter Mediaspree haben sich Grundeigentümer und Investoren mit Vertretern des Senats und des Bezirks zusammengeschlossen. J.L.

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